BVG: Fahrpreise werden nicht erhöht

Für den Vorstand ist die Sanierung des Unternehmens nicht gescheitert / Jahresbilanz vorgelegt

  • Andreas Heinz
  • Lesedauer: 2 Min.
Immer mehr BVG-Fahrgäste nutzen ein Abo ND-
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»Wir wissen, was wir tun!« Mit diesen Worten begegnete der BVG-Vorstandsvorsitzende Andreas Sturmowski gestern Vorwürfen aus dem Senat, die Sanierung des landeseigenen Unternehmens funktioniere nicht. »Die Sanierung ist nicht gescheitert«, sagte der BVG-Chef bei der Vorlage der Jahresbilanz für 2008. deshalb sei auch nicht geplant, die Fahrpreise 2010 zu erhöhen.

»Wer mich als Vorstandsvorsitzenden nicht will, soll es offen sagen und die Querelen nicht auf dem Rücken des Unternehmens austragen«, reagierte Sturmowski auf Kritik von Politikern. »Man kann nicht die gesamte BVG-Belegschaft in Sippenhaft nehmen«, sagte Sturmowski. Er habe allen Fraktionen Gespräche angeboten, um darzulegen, warum die Sanierung funktioniere. Anlass für die Vorwürfe ist ein Minus von 246 Millionen Euro im Jahresergebnis der Verkehrsbetriebe für 2008.

Als Grund für die enorme Verschuldung wird das Cross Border Leasing-Konzept angesehen, das die BVG zwischen 1997 und 2002 praktizierte und das als Goldgrube für finanziell klamme Kommunen galt. Dabei wurden zum Beispiel Bahnen an USA-Investoren verkauft und zurückgemietet. Das taten die Verkehrsbetriebe mit 427 U-Bahnwaggons und 511 Straßenbahnwagen. Über 150 Millionen Euro gingen allein zu Lasten der umstrittenen Leasinggeschäfte mit den Investoren. Der Vorstandsvorsitzende geht davon aus, dass dieses Geld nicht fällig wird. Seit 2002 habe das Unternehmen seine Schulden um rund 225 Millionen Euro auf 643,7 Millionen Euro abbauen können, obwohl vom Land 146 Millionen Euro weniger Zuschüsse geflossen seien.

Auch die Sachkosten konnten nach Darstellung des Vorstands deutlich abgebaut werden. »Die BVG ist nicht der Moloch mit ständig steigenden Sachkosten«, sagte Sturmowski. Die größten Brocken seien Instandhaltung und Reparaturen, wie Austausch zerkratzter Scheiben.

Die Zahl der Mitarbeiter wurde laut BVG-Chef um 13 Prozent abgebaut. Das gehe jedoch nicht zu Lasten der Sicherheit. »Jeder Fahrer, der ausscheidet, wird ersetzt. Hier wird nicht eingespart«, versicherte Sturmowski. Durch den Abbau der Mitarbeiter seien die Personalkosten von 517,5 Millionen Euro im vorigen Jahr jedoch um 136 Millionen Euro geringer ausgefallen als 2002. Die Zahl der Abonnenten habe von 225 000 im Jahr 2008 auf heute 241 000 gesteigert werden können.

Die BVG hatte im vergangenen Jahr einen Landeszuschuss von 272 Millionen Euro für Fahrbetrieb und Infrastruktur bekommen, 2007 waren es 308 Millionen. Das Unternehmen fuhr dennoch ein Minus von 79,1 Millionen Euro ein (2007: 67,6 Millionen). Damit habe die BVG deutlich besser gelegen als im Plan vorgesehen. Da habe man mit einem Minus von 104 Millionen Euro gerechnet. Das ist aus Sicht Sturmowskis ein strukturelles Defizit, über das mit dem Land geredet werden müsse. »Über reine Marktlogik lässt sich das nicht reparieren, sagte der BVG-Chef.

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