Der »Capitano« fordert Reaktion

WM-Qualifikation: DFB-Auswahl will gegen Liechtenstein Wiedergutmachung betreiben

  • Mark Stralau
  • Lesedauer: 3 Min.

Im November 2007 war es der Weisheitszahn, der Joachim Löw aus der Spur warf. Wegen der anstehenden Operation konnte der Bundestrainer damals nicht ins südafrikanische Durban reisen, um an der Auslosung zur WM-Qualifikation teilzunehmen. Das ließ sich gerade noch verschmerzen. Gruselige Nachwirkungen hingegen hinterließen die letzten beiden Spiele seiner Fußball-Nationalelf gegen England und Norwegen. Sicher, es waren nur zwei Testspiele, halb so wild, aber Löw schmollte. Zu behäbig, zu uninspiriert präsentierten sich seine Schützlinge.

Da trifft es sich gut, dass im ersten WM-Qualifikationsspiel des Jahres, das heute im Leipziger Zentralstadion angepfiffen wird, der Gegner Liechtenstein heißt. Eine gute Gelegenheit zur Wiedergutmachung. Löw betont, die Konzentration der Mannschaft sei »enorm hoch«. Zudem verwies er auf den Wettkampfcharakter seiner Elf: »In den Spielen, in denen es darauf ankam, haben wir immer gute Leistungen gezeigt.« Kapitän Michael Ballack sagt: »Es ist wichtig, dass von der Mannschaft eine Reaktion kommt.« Das Hinspiel hatte die DFB-Elf mit 6:0 gewonnen.

Zum siebten Mal ist die Nationalmannschaft heute zu einem Länderspiel in Leipzig zu Gast. Die letzte Partie in der sächsischen Metropole fand im Rahmen des Konföderationen-Cups 2005 statt. Damals gab es ein 4:3 gegen Mexiko zu bejubeln. Die Geschichte des 2004 neu erbauten Zentralstadions reicht weit zurück. 1956 wurde die Arena am Elsterbecken mit einer Kapazität von 100 000 Sitzplätzen eröffnet und gehörte lange zu den größten Stadien Europas. Die Auswahl der DDR trug hier 46 ihrer 293 Länderspiele aus.

Für Bundestrainer Joachim Löw sind heute gegen Liechtenstein und am kommenden Mittwoch in Cardiff gegen Wales sechs Punkte Pflicht. »Es ist wichtig, Erster in der Tabelle zu bleiben«, sagt er. Nur der Gruppenerste kann das einzige Direktticket nach Südafrika lösen. Aktuell führt die DFB-Elf die Gruppe 4 mit 10 Punkten vor Russland (6) an. Die haben allerdings eine Partie weniger ausgetragen. Und am 10. Oktober steht das brisante Duell in Moskau an. Da wäre es »psychologisch sehr wichtig, als Tabellenführer anzureisen«, bekräftigt der Bundestrainer.

Vorfreude vor dem Spiel in Leipziger besteht insbesondere bei Michael Ballack. In Görlitz geboren, bei der BSG Motor Karl-Marx-Stadt seine ersten Dribblings gelernt, ist es für den Kapitän der DFB-Auswahl »ein echtes Heimspiel«, wie er sagt. Für die Region sei es zudem ein gutes Zeichen, »dass mal wieder ein Länderspiel hier stattfindet«, sagt Ballack.

René Adler, Torhüter von Bayer Leverkusen und gebürtiger Leipziger, hingegen muss die Partie wegen einer Ellbogenverletzung von der Tribüne aus verfolgen. Im Tor wird Robert Enke stehen. Der Hannoveraner Schlussmann erhielt den Vorzug gegenüber Werder Bremens Tim Wiese. Entschieden ist die Torwartfrage mit Blick auf die WM aber noch lange nicht. Dessen ist sich auch Robert Enke bewusst: »Ich weiß, dass es ein Gedränge um die Nummer eins geben wird.«

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