Mit Parole, wie es sich gehört
Im Weiten Theater bauen zwei sympathische Ritter eine Burg
Die Kinder biegen sich vor Lachen über Fried und Karl. Sie mögen sie sofort. Die beiden Ritter sind ständig in Wort und Tat im Wettstreit und überlisten sich gegenseitig. »Hinter dir ein zweiköpfiger Drache!«, ruft Karl aus – und schon besitzt er die Rüstung, nach der Fried seine Hand ausgestreckt hatte und sich nun schnell umdreht. Als der Drache tatsächlich auftaucht und sie merken, dass er nicht allein zu besiegen ist, da sind sie sich einig. Sie vertreiben ihn gemeinsam und befreien Prinzessin Rosalinde.
Das Weite Theater für Puppen und Menschen (DWT), das seinen Namen mit »Nicht ganz dicht, aber näher dran« ergänzt, seit es vor Jahren aus Hellersdorf an die Parkaue in Lichtenberg zog, brachte das Stück »Ritter, Ritter oder Wir bauen eine Burg« am Sonntag heraus. Die Koproduktion mit dem Theater des Lachens Frankfurt (Oder) für Menschen ab drei Jahren wurde unter Regie von Torsten Gesser mutig für eine knappe Stunde Spielzeit konzipiert.
Das nicht zu überhörende Vergnügen der Kleinen im Theater gibt den Machern Recht. Die Kinder sind von Anfang bis Ende von der Handlung fasziniert. Sie amüsieren sich bereits, als die Ritter noch gar nicht aufgetaucht sind. Denn zu Beginn schnarchen sie in zwei Kisten und träumen beide von Rosalinde. Erst mal sehen, wer der Größte ist, wollen sie wissen, kaum, dass sie aufgewacht sind und der eine vom Traum des anderen erfährt. Sie recken sich und klettern auf überdimensionale Bausteine, aus denen sie danach zusammen eine schöne Burg mit Zugbrücke bauen.
Gegeneinander und Miteinander wechseln sich ab im Spiel von Martin Karl als Fried und Björn Langhans als Karl. Sie halten zusammen Wache, üben sich in Kraftproben oder beim Minnesang. Einfach wie fantastisch ist die Ausstattung des Stücks. Das zeigt sich vor allem im Ritterkampf, bei dem plötzlich Fensterbögen zu Pferdeköpfen und Gitter zu Lanzen werden.
Sehr gut gelungen ist das neue Stück. Zeitweise wird mittelalterliche Musik eingespielt. Die beiden Darsteller erzeugen außerdem Tag- und Nachtgeräusche rund um die Burg und lassen aus Holzstücken geschaffene Puppen als Burgwachen eine Art »stille Post« spielen, dass es ein Spaß ist. Den Kindern wird viel übers Ritterleben erzählt. Beispielsweise, dass man eine Parole braucht, um in die Burg der Prinzessin eingelassen zu werden. Aber Sieg-Fried und Teufels-Karl, wie sie sich am Ende stolz nennen, wissen natürlich, dass man »Bläulich zitternde Burgkuh« rufen muss. Dann geht's rein ins Gemäuer. Und dass die Zugbrücke sich dafür noch oft hinabsenkt, ist dem Theater wie seinen Zuschauern zu wünschen.
22.4., 10 Uhr, weiter im Mai, DWT, Parkaue 23, Tel.: 991 79 27, www.das-weite-theater.de
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.