»Wenn Mallorca zu teuer wird …«

Märkische Gaststätten und Hotels behaupten sich in der Krise

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 2 Min.

Dem brandenburgischen Gastgewerbe konnte die Krise bislang vergleichsweise wenig anhaben. Partielle Einbrüche wurden an anderer Stelle gut ausgeglichen. »Wenn Mallorca zu teuer wird, dann machen Menschen vielleicht in der näheren Umgebung Urlaub«, sagte gestern der Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes Mario Kade. So gesehen könnte das einheimische Gastgewerbe sogar Kunden gewinnen, die vor der Krise unerreichbar waren.

Federn lassen mussten in den vergangenen Wochen beispielsweise Tagungshotels. Firmen, selbst größere, richten Konferenzen in Krisenzeiten verstärkt in eigenen Räumen aus. Insgesamt biete die Auswertung einer Blitzumfrage kein besonders schlechtes Bild, sagte Kade. 76 Prozent der Befragten nennen die Geschäftslage gut oder befriedigend. Fast zwei Drittel stellten im Zeitraum 2008/2009 Beschäftigte ein.

Während man sich um Hotels und Restaurants in Potsdam eher keine Sorgen machen müsse, sehe das an der Peripherie anders aus, sagte der amtierende Hauptgeschäftsführer Bodo Rückschlag. »Auf dem Lande liegen unsere größten Probleme.« Wenn die Dörfer schrumpfen, dann halte sich auch der Dorfkrug nicht mehr. Auch das Rauchverbot habe Spuren hinterlassen. »Zwei Unternehmer aus der Prignitz sagten mir kürzlich, dass in der Woche bei ihnen überhaupt nichts mehr los sei.«

Der Verband schätzt, dass sich die Zahl der Hotels und Restaurants in Potsdam gegenüber 1990 verzehnfacht habe, im Land Brandenburg insgesamt aber nur etwa verdoppelt. Inzwischen sei ein Investitionsrückstau entstanden. Die nach 1990 gegründete Betriebe müssten nun ihre Technik ersetzen und ihre Häuser wieder einmal renovieren. Um auch das zu gewährleisten, erneuerte der Verband seine Forderung, die Umsatzsteuer im Hotel- und Gaststättengewerbe von den geltenden 19 Prozent auf 7 Prozent zu senken. Kade ließ nicht gelten, dass der Staat auf die Einnahmen nicht verzichten könne. Beide Funktionäre kündigten an, vor der Wahl eine Blitzumfrage bei den Parteien zu veranstalten. Die Haltung der Politiker werde der Verband für seine 1300 Mitglieder veröffentlichen. Eine unmittelbare Wahlempfehlung werde es aber nicht geben.

Auch das Gastgewerbe plagen Nachwuchssorgen. Der Nachwende-Geburtenknick habe das Ausbildungsalter erreicht, sagte Kade. Habe ein Hotelier in Sommerfeld im Kreis Oberhavel vor zwei Jahren noch 40 jugendliche Interessenten bei seinem Tag der offenen Tür gezählt, so seien es im laufenden Jahr lediglich sechs gewesen. »Und keiner hat die Anforderungen erfüllt.« Die Zensuren der Bewerber seien zu schlecht gewesen. Mit Notendurchschnitten unterhalb von 3,5 sei nichts zu machen.

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