Zur Sicherheit wird simuliert

Achte auf deine Linie: BVG-Aktionstag am Bahnhof Alexanderplatz

  • Andreas Heinz
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Bremsweg der Tram ist viel länger als der eines Pkw.
Der Bremsweg der Tram ist viel länger als der eines Pkw.

ADS 350, ein großer Kasten auf beweglichen Stelzen, neigt sich nach vorne und hinten, kippt nach links und rechts und kommt plötzlich zum Stillstand. In dem Simulator lernen die Straßenbahnfahrer, schnell auf extreme Verkehrssituationen zu reagieren. »2008 passierten 687 Unfälle mit Straßenbahnen, 24 weniger als 2007«, teilte Tramchef Klaus-Dietrich Matschke gestern mit. Deshalb wird bei der BVG zur Sicherheit regelmäßig simuliert.

Um die Zahl der Unfälle mit den Schienenfahrzeugen weiter einzudämmen – sieben Fußgänger kamen dabei 2008 ums Leben –, veranstaltet die BVG morgen am Bahnhof Alexanderplatz einen Tag zum Thema Sicherheit: »Achte auf deine Linie«. Von 10 bis 18 Uhr gibt es Gespräche und Vorführungen. »Mehr Acht geben«, rät die BVG. Vielfach seien gerade Fußgänger unachtsam und leichtsinnig. Telefonieren auf der Straße und Musik aus dem Kopfhörer lenkten nun mal ab. Auch das Überspringen von Absperrungen könne schnell zu Unfällen führen.

»Sie sind groß, gelb, fahren schon seit 1994 auch tagsüber mit Abblendlicht und sind kaum zu übersehen«, meinte Matschke. Viele Verkehrsteilnehmer unterschätzten aber den Bremsweg der Straßenbahnzüge, die zwischen 20 und 50 Tonnen Gewicht auf die Schienen bringen. Der Bremsweg einer Straßenbahn ist etwa doppelt so lang wie der eines Personenwagens.

Ein praktisches Beispiel machte das deutlich: Ein Pkw und eine 20 Tonnen schwere Tatra-Straßenbahn waren mit einer Geschwindigkeit von 30 km/h unterwegs und stoppten per Voll- bzw. Notbremsung. Ergebnis: Das Auto stand nach drei Metern, die Tram kam erst nach 15 Metern zum Stillstand. Als die Fahrzeuge mit 40 km/h unterwegs waren, brauchte der Pkw sieben, die Tram dagegen schon 25 Meter bis zum endgültigen Halt.

Zur weiteren Sicherheit der Fußgänger werde in nächster Zeit die Zahl der so genannten Z-Übergänge mit Drängelgitter erhöht, sagte Matschke. »Gleise mit eigener Trasse dürfen nur an gesicherten Stellen, wie an Z-Übergängen, überquert werden«, erklärte der Straßenbahndirektor. Hier werden die Passanten zum Blickkontakt zu einer eventuell nahenden Tram gezwungen. Auffallend bei den Unfällen sei, dass die meisten Opfer Berliner waren und keine Touristen, so die BVG. »Das Thema Sicherheit bei der Straßenbahn wird in Berlin sehr emotional diskutiert«, weiß Matschke.

»Früher war die Bahn vielen zu laut, heute ist sie angeblich zu leise. Aber sie ist ja schließlich schon von weitem zu sehen. Was sollen wir denn noch tun?« fragt sich der Tramchef.

www.bvg.de

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal