Trinkwasserproduktion im eigenen Garten

Gemeinschaftliche Wohnprojekte in Lichtenberg / Ökologische Sanierung und günstige Mieten

  • Hans-Jürgen Neßnau
  • Lesedauer: 2 Min.
Viele Generationen an einem Tisch
Viele Generationen an einem Tisch

16 Erwachsene und fünf Kinder haben sich auf eine verbindlichere Lebensform eingelassen. In der Wönnichstraße 104 in Lichtenberg setzen sie in elf Wohnungen der Anonymität einer Großstadt ihr generationsübergreifendes, sozial und ökologisch ausgerichtetes Wohnprojekt in einem ruhig gelegenen Altbau entgegen. Mit Biowasseranlage, Gemeinschaftsräumen und großem Nachbarschaftsgarten.

»Fünfzehn Jahre stand das Haus leer«, erinnert sich Ferdinand Beetstra. Der holländische Planer und die Architektin Irmina Körholz gründeten 2005 den Verein Lichte Weiten, der »wie eine Genossenschaft funktioniert«, so der Planer. Die Mieter – alle sind Mitglied im Verein – zahlen eine einmalige Einlage von 200 Euro pro Quadratmeter ihrer Wohnung, die bei einem Auszug zurückgezahlt wird. Alle Bewohner leisten zudem eine Bürgschaft von 3000 Euro. Je nach den wirtschaftlichen Möglichkeiten geben Einzelne darüber hinaus dem Verein verzinste und zeitlich befristete Privatdarlehen. Hier wohnen Rentner, Vollzeiterwerbstätige, Studenten, Menschen in Elternzeit, Alleinerziehende und Hartz IV-Betroffene unter einem Dach.

Es gibt eine eigene Wasserklärung auf dem Grundstück – aus Regen- und Grauwasser wird in einer Pilotanlage der Deutschen Bundesstiftung Umwelt Trinkwasserqualität erzielt. Eine Photovoltaik-Anlage wird Strom erzeugen. Installiert sind eine weitgehend CO2-neutrale Beheizung und Warmwasserbereitung mit Solarthermie, Holz-Pellets und Gas sowie ein hoher Dämmstandard. »Dank der sparsamen Haustechnik beträgt die Brutto-Warmmiete maximal 7,50 Euro pro Quadratmeter inklusive Betriebs- und Heizkosten«, erläuterte Ferdinand Beetstra.

Ein ähnliches ökologisches Musterprojekt brachten er und Irmina Körholz mit zwei Kollegen im gegenüberliegenden Haus Wönnichstraße 103 vor neun Jahren auf den Weg. Bis heute wohnen der Planer und die Architektin sowie weitere 14 Erwachsene und drei Kinder in ihrem ökologischen Juwel. Hier haben sie auch ihr gemeinsames Büro für Gruppenprojekte. In beiden Häusern wollen sie »ein positives, demokratisches Miteinander« erreichen, hob Irmina Körholz hervor. Der Verein organisiere Führungen für Interessierte. Kürzlich erfuhren junge Dänen mehr über nachhaltige Stadtentwicklung. Auf dem Programm stehen auch Führungen über den sozialen Wohnungsbau in Lichtenberg. Ebenso Hoffeste. Einmal im Monat gibt es ab Sommer wieder »Offene Küche in der 103«. Im September wird der naturnahe Nachbarschaftsgarten vor dem Haus Wönnichstraße 104 eingeweiht.

Im »Piekfeinen Laden« Wönnichstraße 103 findet am 4. und 9. Juni ein Argumentationstraining gegen rassistische Sprüche und rechtsextreme Parolen statt. Es wird organisiert vom Lichtenberger Netzwerk für Demokratie und Toleranz (Telefon: 99 27 05 55).

Informationen über die Projekte unter: 51 48 99 38, Wönnichstraße 103: www.woennich.de, Wönnichstraße 104: www.lichte-weiten.de

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