Fair Play

Andreas Dittmer

Späte Ehrung für eine große Geste: Der 30-jährige Rennkanute vom SC Neubrandenburg, zwei Mal Olympiasieger und drei Mal Weltmeister, bekam den Fair-Play-Preis.

»Auch anderthalb Jahren danach ist meine Freude ungetrübt«, meinte Andreas Dittmer zur späten Ehrung. Er hatte deswegen auch vorzeitig das Trainingslager in Italien abgebrochen, um den Preis selbst entgegen zu nehmen. »Denn die Auszeichnung ist eine große Ehre und ein Anreiz für mich, den Fair-Play-Gedanken an jüngere Sportler weiterzugeben.« Dem Neubrandenburger Rennkanuten war letzten Sonntag im Mozartsaal in der Alten Oper in Frankfurt (Main) eine ungewöhnliche Ehrung zuteil geworden: Er erhielt den internationalen Fair-Play-Preis. In seiner Laudation würdigte IOC-Präsident Rogge - per Video zugeschaltet -, dass »durch fairen Sport und ehrlich errungene Erfolge ein Beispiel für menschliches Miteinander gegeben wurde«. Ausgezeichnet wurden die Preisträger für die Jahre 1998 bis 2000. Insgesamt ehrte das Internationale Fair-Play-Komitee weltweit 22 Sportler, darunter aus Deutschland neben Dittmer auch die alpine Rennläuferin Katja Seizinger und den Schwimmer Sebastian Abramowski, der 1998 im Alter von 16 Jahren bei einem Wettkampf das Leben eines Konkurrenten rettete, der zu ertrinken drohte. Der Anlass für die Auszeichnung des knapp 30-Jährigen vom SC Neubrandenburg, der zu DDR-Zeiten als 13- und 15-Jähriger siebenfacher Spartakiadesieger war, betraf die olympische Regatta 2000 in Sydney. Der Canadier-Spezialist hatte sich nach dem 500-m-Vorlauf gegen die Disqualifikation seines Rivalen Martin Doktor - 1996 zweifacher Olympiasieger - ausgesprochen. Die deutsche Mannschaftsleitung hatte eine Disqualifikation gegen den Tschechen »wegen Fahrens auf der Sogwelle von Dittmer« angestrebt. Doktor habe den Bootsabstand nicht gewahrt und die Sog- und Seitenwellen zur schnelleren Fahrt genutzt. Dittmer als Vorlaufsieger sprach sich gegen die Disqualifikation seines schärfsten Konkurrenten aus. Das Urteil der Kampfrichter wurde tatsächlich zurückgenommen. Doktor kam ins Finale, wo er aber nur Achter wurde. Dittmer, am Vortag Olympiasieger über 1000 m, holte Bronze. »Ich wollte nicht auf diese Art und Weise im Finale um Medaillen kämpfen«, meinte Dittmer, der schon 1996 Olympiasieger im Zweier-Canadier war und dreifacher Weltmeister ist. »Es ging gegen mein Gerechtigkeitssinn. Eine Disqualifikation aus den angeführten Gründen gehört sich nicht.« Dabei lief er durchaus Gefahr, im Finale medaillenlos zu bleiben. »Für mich war das eine Charakterfrage«,...

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