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  • 20 Jahre nach '89 - 52 Geschichten

Es begann mit einer Totenehrung

In China bis heute ein Tabu: Die Ereignisse auf dem Platz des Himmlischen Friedens

Die Ereignisse auf dem Pekinger Platz des Himmlischen Friedens, die am 4. Juni 1989 in ein Blutbad mündeten, wurden den Akteuren des 89er Herbstes in Europa zur Warnung. Unsere Autorin erinnert daran in Teil 22 unserer Serie. Als Studenten am Abend des 15. April 1989 auf dem Pekinger Platz des Himmlischen Friedens Kränze zum Gedenken an den ehemaligen chinesischen Parteichef Hu Yaobang niederlegten, der am gleichen Tag verstorben war, ahnte niemand von ihnen, dass sie das Signal setzten für die umfangreichste Protestbewegung in der Geschichte der Volksrepublik. Am frühen Morgen des 4. Juni wurde sie mit einem Militäreinsatz gewaltsam beendet. Die Zahl der Opfer ist bis heute nicht bekannt.

Wochenlang versammelten sich täglich hunderte junger Menschen im Zentrum Pekings und protestierten gegen Ungerechtigkeit in der Gesellschaft, gegen Korruption, Amtsmissbrauch und Rechtsunsicherheit. Getragen war die Bewegung im Wesentlichen von der Sorge um die Zukunft und die Entwicklung der Gesellschaft seit Beginn der Reform- und Öffnungspolitik. Schnell eroberten die Studenten die Sympathie großer Teile der Bevölkerung. Gut 100 Millionen Menschen sollen sich zeitweise in Peking und weiteren 20 Großstädten den Demonstrationen angeschlossen haben. China drohte aus den Fugen zu geraten.

Die chinesische Führung musste handeln, doch sie war uneins über das Vorgehen. Schließlich stellten Panzer auf dem Platz des Himmlischen Friedens die »Ordnung« im Lande wieder her. Der damalige Parteichef Zhao Ziyang war – wie schon sein Vorgänger Hu Yaobang – mit seinen Bemühungen um einen konstruktiven Dialog mit den Studenten gescheitert...


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