Essenz des Rock'n'Roll

»Social Distortion« heute in der Zitadelle Spandau

  • André de Vos
  • Lesedauer: 3 Min.

Gemessen an ihrer Popularität macht sich die us-amerikanische Band »Social Distortion« relativ rar in hiesigen Landen. Nun aber kommt das Quartett um den Sänger, Gitarristen und Hauptkomponisten Mike Ness nach vier Jahren Abstinenz im Rahmen ihrer Europa- und Nordamerikatournee am heutigen Freitag in die Zitadelle Spandau.

Eine Besonderheit in der Show wird die Abwesenheit des langjährigen Drummers Charlie Quintana sein, der sich nach zehn Jahren und zwei Alben mit Social Distortion zu neuen künstlerischen Ufern aufgemacht hat. Aber die Band hat in Atom Willard einen gleichwertigen Ersatz gefunden, der seine Sporen bei Bands wie »Rocket From The Crypt«, »The Offspring« und »Angels & Airwaves« verdient hat.

Dass »Social Distortion« nach 30 Jahren Bandexistenz immer noch die größeren Hallen und Arenen füllt, liegt an der seltenen Kombination von Tradition, Authentizität und einer Abfolge an gelungenen Alben, von denen Songs wie »Mommy's Little Monster«, »Another State of Mind« oder »Don't Drag Me Down« sogar den Weg in die Clubs gefunden haben. Bei »Social Distortion« ist aber weniger die Masse an Veröffentlichungen ausschlaggebend – hier geht Qualität vor Quantität. Außer der Single »Far Behind« auf einer »Best Of« von 2007 gab es zum Beispiel schon seit einem halben Jahrzehnt nichts Neues mehr zu hören. Erst nächstes Jahr soll nach »Sex, Love And Rock'n'Roll« wieder eine neue Platte von Social Distortion erscheinen.

Andererseits musste sich die Gruppe ihren Bekanntheitsgrad über Jahre mühsam erspielen und schaffte erst 1996 nach 17 Jahren mit dem epochalen Werk »White Light, White Heat, White Trash« ihren Durchbruch. Solch langer Vorlauf hat aber immerhin den Vorteil, dass Social Distortion selbst in der heutigen schnelllebigen Zeit auf eine loyale Anhängerschaft bauen können. Auf diese Ur-Punks kann man sich einigen, egal, ob man Rockabilly, Punker oder Skater ist. Außerdem gibt es gar nicht so viele charismatische Frontleute wie Mike Ness, der, übersät mit Tätowierungen, schweißüberströmt und mit zurück gegeltem Haar seine Botschaften ins Mikro knurrt und von wirklichen Erlebnissen und Lebensweisheiten erzählen kann.

Ness, der in den 80er Jahren wegen Drogenmissbrauchs im Knast saß, steht zwar noch auf amerikanische Oldtimer und Motorräder, ist aber jetzt Vegetarier und engagiert sich bei der »Peta2«-Kampagne für Tierrechte und Klimaschutz. Für ihn ist die Massentierhaltung der größte Treihausgasproduzent, mehr noch als Autos, Schiffe und Flugzeuge. Musikalisch ist er mit seiner Mischung aus Punk und Rock'n'Roll ganz der Alte geblieben. Er kann auch gar nicht anders, als hochenergetisch zu rocken und seinem Publikum zu zeigen, was die Essenz der Rockmusik ausmacht.

19.6., 18 Uhr, Zitadelle Spandau

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