Turbulenzen auf der Zeitachse

Eine Retrospektive zu Werner Tübkes 80. Geburtstag in Leipzig

  • Gunnar Decker
  • Lesedauer: ca. 6.0 Min.

Werner Tübkes Bilder scheinen Mäuler zu haben. Sie verschlingen die Welt und den Betrachter gleich mit. Das nennt man dann eine Metamorphose. Natur kommt in ihnen ohnehin nur in höchst künstlicher Gestalt vor, der Mensch droht darin zur Marionette zu werden, sich gänzlich in der Schönheit von Trugbildern fremd zu werden. So in »Sizilianischer Großgrundbesitzer mit Marionetten« von 1972. Dieser Manierismus, der den lässig auf seinem Balkon vor südlicher Bilderbuchlandschaft posierenden Dandy mitsamt Hund und Puppen wie ein Blumenbild arrangiert, kultiviert den fremden Blick, der von sehr weit oben kommt. Das ist eine Perspektive, in der die Menschen klein werden.

Man kann das arrogant nennen, man kann hierin aber auch einen Realismus erkennen, der dem Handelnden seinen Platz in der Geschichte zuweist – als Statist eines Geschehens, das es zu erdulden gilt. Diese Bilder entheroisieren, sind Einübungen in eine neue Demut, die Rolle ...


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