Emissionsfrei zum kühlen Badespaß

Deutschlands erste ökologische Autovermietung hat in Berlin-Karlshorst ihre Tore geöffnet

  • Marina Mai
  • Lesedauer: 3 Min.
In Berlin-Karlshorst hat die erste ökologische Autovermietung Deutschlands aufgemacht. In Zeiten eines kollabierenden Nahverkehrs in der Hauptstadt und der täglichen Debatte über den Klimaschutz ist das eine florierende Geschäftsidee.

Ein Ausflug ins Grüne ist für nicht motorisierte Berliner in diesem Sommer ein Problem. Man weiß nie, wann die S-Bahnen fahren. Sieht man die Bahn schon auf dem Bahnsteig einfahren, kann man nicht einmal sicher sein, ob man mit den Fahrrädern rechtzeitig vor Abfahrt die überfüllte Rolltreppe hinauf kommt und ob die eigene Kleinfamilie im S-Bahnwagen noch einen Platz findet. Und die folgende Bahn lässt in der Regel 20 Minuten auf sich warten. Aber auch danach kann man die Uhr nicht stellen.

Autovermietungen profitieren von dem derzeitigen S-Bahn-Chaos in der Hauptstadt. Im Berliner Stadtteil Karlshorst hat kürzlich eine Autovermietung »4eco« eröffnet, die damit wirbt, Deutschlands erste ökologische Autovermietung zu sein. Das Büro ist aufwändig mit Birkenstämmen ausgestattet, ein Hinweis auf den ökologischen Anspruch der Agentur.

Und man nimmt den Mitarbeitern um Projektleiter Manfred Baumgarte ab, dass ihnen die Umwelt wichtig ist. »Für jedes Auto, das mit 4eco vermietet wird, pflanzt ›Prima-Klima‹ mit unserem Geld so viele Bäume, dass die CO2-Bilanz wieder ausgeglichen wird«, sagt er stolz. Teuer seien die Ausleihgebühren dennoch nicht. Derzeit unterstützt die Vermietungsagentur ein Wiederaufforstungsprojekt von Prima-Klima in Lateinamerika. Dieser Verein bietet Privatleuten und Firmen an, die verursachten CO2-Emissionen durch Aufforstungen zu kompensieren.

Zudem seien alle 50 Autos energiesparende Neumodelle. »Wenn Elektroautos auf den Markt kommen, werden wir zu den ersten gehören, die welche anbieten«, sagt der Projektleiter.

Vor allem die Transporter mit acht oder neun Plätzen seien während der S-Bahnkrise gefragt. Eigentlich wurden die angeschafft, um den Transport von Möbeln bei Umzügen zu ermöglichen. »Aber jetzt borgen die ganze Gruppen von Kunden für einen längeren Zeitraum aus, um gemeinsam täglich zur Arbeit zu fahren. Sie teilen sich dann die Kosten«, berichtet Baumgarte und fügt hinzu: »Solche Fahrgemeinschaften sind es, was wir wollen. Eigentlich sollen die Berliner nicht mit dem Auto fahren. Aber wenn sie fahren, dann am besten mit uns.« Am Wochenende werden die Autos vor allem tageweise vermietet, um in der Familie einen Ausflug im »Bambino« oder in der Limousine ins Grüne zu machen.

Bisher hat die Autovermietung einen Haken: Man muss nach Berlin-Karlshorst kommen, um das Auto zu holen oder zu bringen oder aber gegen einen Aufpreis einen Abholservice in Anspruch nehmen. »Das schadet natürlich der Umwelt«, bedauern die Inhaber. Die Autovermietung bereitet deshalb ein Caresharing-Modell vor: Die Autos werden in der ganzen Stadt verteilt. Kunden können über GPS das nächstgelegene Fahrzeug in der gewünschten Größe ordern und von dort aus die Reise starten. Die Ausleihgebühr zahlen sie ab dem Zeitpunkt, zu dem sie den Wagen erreichen. Und der Mietvertrag endet, wenn sie es im Berliner Stadtgebiet wieder verlassen und sich ausloggen. In zwei bis drei Monaten soll das System stehen. »Derzeit sind wir dabei, zahlreiche bürokratische Hürden zu nehmen«, sagt Projektleiter Baumgarte.

Der Wilmersdorfer schwärmt von seinen Kunden in Karlshorst im Osten der Stadt. »Das sind umweltbewusste und gebildete Menschen. Die Autos werden in einem guten Zustand zurück gebracht.« Die liebsten Kunden seien ihm übrigens die ohne eigenes Auto, die aber gelegentlich doch mal einen Ausflug mit dem Auto starten.

Im Moment jedenfalls kann der Weg auf der Autobahn und Straße zu den märkischen Badeseen angenehmer sein als der in völlig überfüllten S-Bahnen und Regionalzügen. Ganz zu schweigen vom Warten auf vollen Bahnsteigen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal