Coole Sprüche gegen Politikmüdigkeit

Landesjugendring ruft dazu auf, sich als Wahlbotschafter zu engagieren und damit Gesicht zu zeigen

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Landesjugendring hat mit Unterstützung des Bildungsministeriums eine Initiative gestartet, um politikverdrossene junge Menschen an die Wahlurne zu locken. Ob allerdings die versprochenen »coolen Sprüche« ein probates Mittel gegen das politische Desinteresse sind, bleibt abzuwarten.

Gestern wurde zunächst die Internet-Seite »wahlbotschafter.de« freigeschaltet. Auf ihr können sich bis zur Wahl am 27. September Jugendliche und auch Ältere informieren, sofern sie denn mit dem Medium vertraut sind. Bildungs-Staatssekretär Burkhard Jungkamp begrüßte diese Initiative gestern, »weil sie aufklärt«. Er betonte, dass die rechtsextreme DVU auf dieser Seite keinen Zutritt erhält. Dies gelte für alle »Parteien, die vom Verfassungsschutz beobachtet werden«.

Neben Informationen über die Wahlen und ihre Prinzipien, also etwa über den Unterschied zwischen Erst- und Zweitstimme, bietet die Seite auch Angebote des Mitmachens, des Nachfragens und des Eingreifens. Staatssekretär Jungkamp nannte dies »Möglichkeiten der direkten Demokratie, wie es sie zuvor noch nicht gegeben hat«. Jeder Nutzer kann seinen eigenen Wahlkreis aufrufen, kann sogar den dort antretenden Kandidaten Fragen stellen und so die Antworten vergleichen.

Für ihren Auftritt haben alle Direktkandidaten eines Wahlkreises Fragen beantwortet (Parteien-Check). Anhand der Auswertung soll der junge Mensch imstande sein, seinen Favoriten unter den demokratischen Parteien zu ermitteln.

Hinzu kommen so genannte Profilseiten der Landtagskandidaten. Dort vervollständigen die Kandidaten Sätze wie: »Ich möchte gewählt werden, weil…« oder »Meine Ziele für Brandenburg sind…«.

Der Sprecher des Landesjugendrings, Robert Busch, nannte die Initiative einen »gegen Politikverdrossenheit und Wahlmüdigkeit« gerichtete Kampagne. Eingeladen sind Prominente und weniger Prominente, als »Wahlbotschafter« auf der Website Gesicht zu zeigen und zu begründen, warum sie wählen gehen. Dabei müssen sie sich allerdings auf 160 Zeichen beschränken, so dass »coole Sprüche« herauskommen, die das Denken der Leser verändern sollen.

Auf die Frage, was eigentlich die Ursache dafür ist, dass solche Kampagnen nötig sind und warum sich heute so viel mehr Menschen von der Politik fernhalten als früher, war eher Ratlosigkeit die Antwort. Überzeugend war einzig das Argument, Rechtsextremisten von der Macht fernzuhalten.

Karsten Hiller von der Rockband »Fahrenheit 212« sagte dazu, dass Gesprächspartner durchaus aufhorchen, wenn sie darüber informiert werden, dass sie nach einem Wahlsieg von Rechtsextremen vielleicht nie wieder die Wahl haben werden.

www.wahlbotschafter.de

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