Friedlicher Gipfelsturm

Wirbel bei Union um Stasi-Vergangenheit des Hauptsponsor-Chefs

  • Hajo Obuchoff
  • Lesedauer: 2 Min.

Unions 1:0-Sieg am Freitag in der ersten offiziellen Spielbegegnung seit 20 Jahren mit Hansa Rostock entpuppte sich nach dem Remis von St. Pauli und Kaiserslauterns Remis am Sonntag als echter Gipfelsturm. Die Berliner sind nun als einziges Team der zweiten Liga noch ohne Verlustpunkt und ohne Gegentor. »Von diesem Heimsieg haben wir geträumt«, sagte Unions Trainer Uwe Neuhaus. »Wir hätten auch zwei oder drei Tore schießen können, aber am Ende haben wir den Sieg mit etwas zittrigen Beinen über die Zeit gebracht und mit der gnadenlosen Unterstützung unserer Fans.«

Über Unions gewachsene Spielstärke und die eisernen Fans ist in den letzten Tagen viel berichtet worden. Noch mehr wurde im Vorfeld des Duells zweier ostdeutscher Traditionsvereine von befürchteten Ausschreitungen beider Fangruppen geredet. So waren am Freitag knapp 1000 Polizisten im Einsatz. Mehrere Wasserwerfer und ein Hubschrauber standen als Begleitservice für 1700 Hansa-Anhänger bei der Anreise aus Rostock bereit.

Auf der Internetseite von Hansa Rostock war am Wochenende zu lesen, dass etwa 200 Personen versucht hätten, sich mit einer Sitzblockade den Eintritt zu erzwingen und den organisiert angereisten Rostocker Fans den Zutritt zum Gästeblock zu verwehren. »Wir bedanken uns bei dem Großteil der friedlichen Fans, die mit ihrem besonnenen Verhalten dafür gesorgt haben, dass es keine Ausschreitungen gegeben hat«, kommentierte Hansas Vorstandsvorsitzender Dirk Grabow die Situation, die sich friedlich auflöste. Im Forum der Fans an gleicher Stelle liest sich das etwas anders. Dort ist von Spaltung der Fanszene die Rede und davon, »dass die Polizei einmal durch den friedlich sitzenden Mob gepflügt hat«.

Ob mit Ticketbegrenzungen, Einkesselung im Stadion und Abschirmung bei An- und Abreise die Probleme von Gewalt zu lösen sind, ist fraglich. Unioner Fans bedankten sich in der Diskussion bei den Hanseaten, die »sich wider aller Medienspekulationen wie echte Fußballfans verhalten haben«, und bedauerten, dass der DFB ein Zusammenfeiern beider Blöcke verhindert habe.

Beim 1. FC Union hatte man am Sonntag wegen der Nachricht um eine Stasi-Verstrickung des Chefs des Hauptsponsors schon ganz andere Sorgen. Nach Informationen von »spiegel online« soll Jürgen Czilinsky, der Aufsichtsratschef von Hauptsponsor ISP, als Stasi-Offizier tätig gewesen sein. Der 51-jährige Ex-Fallschirmspringer sei im Rang eines Hauptmannes im Bereich »Auslandsaufklärung« für die Auskundschaftung militärischer Einrichtung in der Bundesrepublik zuständig gewesen.

Die Köpenicker haben deshalb für heute eine Krisensitzung anberaumt. Ob man sich von dem schon zuvor kritisch hinterfragten Geldgeber, der bis 2014 insgesamt 10 Millionen Euro in den Verein investieren wollte, trennen könne und wolle, ließ Union offen.

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