Undurchsichtiges Öl

Prozess um Auto-Brandstifter wird neu aufgerollt

  • Lesedauer: 1 Min.

(dpa). Der Prozess um Brandanschläge auf Autos in der Hauptstadt muss neu aufgerollt werden. Das Berliner Landgericht folgte am Freitag dem Antrag der Staatsanwaltschaft, einen weiteren Gutachter zur Auswertung von Brandschutt und Spuren auf der Kleidung des Verdächtigen zu beauftragen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 23-jährigen Mann vor, am 17. Juni in Friedrichshain ein Auto in Brand gesetzt zu haben. Durch das Feuer sei ein weiterer Wagen beschädigt worden.

Der Angeklagte hatte geschwiegen. Am Dienstag wurde der Berliner nach einer dreimonatigen Untersuchungshaft entlassen. Nach Anhörung eines chemischen Gutachters vom Landeskriminalamt sah das Gericht keinen dringenden Tatverdacht mehr. Die Zeichen standen auf Freispruch.

Mit ihrem Antrag auf ein Gutachten des Bundeskriminalamtes zeigte die Staatsanwaltschaft Zweifel. Die Aufklärungspflicht gebiete es, weiteren Sachverstand einzuholen, entschied nunmehr die Strafkammer. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft ergaben sich aus dem bisherigen Gutachten Widersprüche und Mängel. Der angehörte Experte hatte erklärt, Lampen-Öl auf Kleidung und Rucksack des Angeklagten könnten schon Wochen vor der Tat angehaftet sein. Auch könnten Spuren durch Verdunstungen von Öllampen an die Kleidung gekommen sein. Der Experte habe sich nicht auf konkrete Messergebnisse gestützt, sondern habe lediglich allgemeine Ausführungen angestellt, kritisierte die Staatsanwaltschaft.

Ein Termin für den Neustart des Prozesses steht nicht fest.

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