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Selbstverständlich gewinnen

Der 1. FC Union Berlin beißt sich in der Zweitliga-Spitze fest

  • Hajo Obuchoff
  • Lesedauer: 2 Min.

»Das war ein Dreckspiel, aber wir haben drei Punkte.« So lautete die knappe Analyse von Daniel Göhlert, zentraler Abwehrspieler des 1. FC Union Berlin, nach dem glanzlosen 1:0-Heimsieg gegen den FSV Frankfurt am Freitagabend. Dank des Treffers von Hüfzeyfe Dogan festigten die Berliner trotz schwacher Leistung ihre Lauerposition hinter der Tabellenspitze der 2. Liga.

Nach elf Spieltagen hat sich der überraschend erfolgreiche Aufsteiger im deutschen Profifußball einen Namen gemacht. Auch mit der Favoritenstellung in Spielen wie gegen den Vorletzten aus Frankfurt kommen die Berliner zurecht. »Da können wir eigentlich nichts gewinnen«, sagte Unions Trainer Uwe Neuhaus. »Siegen wir – ist das selbstverständlich, verlieren wir – prügelt man auf uns ein.«

Von jener Fußballweisheit, dass Mannschaften, die solche Spiele gewinnen am Ende aufsteigen, will man bei Union nichts wissen. Noch nicht. »Wir sind jetzt 18 Punkte von der Abstiegszone entfernt«, beharrt Trainer Neuhaus darauf, das eigentliche Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. »Wir brauchen noch 17 Punkte. Wenn wir die geholt haben, dann reden wir weiter.« Mit 40 Punkten wäre der Klassenerhalt, das bisher einzige Saisonziel der »Eisernen«, wohl gesichert.

Der Weg bis dahin ist noch lang und Substanzverluste müssen dabei eingeplant werden. Wie am Freitag, als Macchambes Younga-Mouhani – im defensiven Mittelfeld als »Abräumer« von den Gegnern gefürchtet, aber auch für den Spielaufbau eminent wichtig – wegen seiner fünften Gelben Karte pausieren musste. Sein Ersatz, der 20-jährige Christoph Menz, zeigte bei seiner Zweitligapremiere eine gute Leistung. Natürlich auch, weil die erfahrenen Spieler ihm einiges an Verantwortung abnahmen und »ihn nicht in Verlegenheit brachten«, wie der Trainer anmerkte. Der sah aber auch, dass nicht alle so spritzig wirkten wie gewohnt. »Torsten Mattuschka wirkte so, als würde er fünf, sechs Kilo mehr mit sich rumschleppen«, sagte Neuhaus. »Doch wir können ja nicht in jedes Mal alles in Grund und Boden spielen.«

Die Fans in der Alten Försterei feiern die Spieler auch, wenn sie sich durchbeißen und geduldig auf die ihre Siegchance warten müssen. Den schweren Spielen bis zur Winterpause gegen die Spitzenmannschaften der Liga aus Bielefeld, Kaiserslautern und St. Pauli blickt man in Köpenick deshalb ruhig entgegen. Am kommenden Sonntag geht es für den 1. FC Union aber zunächst nach Karlsruhe.

Der Bundesliga-Absteiger war eigentlich mit dem Ziel gestartet, umgehend wieder aufzusteigen, findet sich aber nach schwachem Start nur im unteren Mittelfeld wieder. Gegen die kriselnde Karlsruher Mannschaft gibt es – folgt man Neuhaus Sichtweise – kaum etwas zu gewinnen. Außer drei Punkten. Gegen den Abstieg.

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