Als die Mauer fiel

Renatus Deckert fragte Schriftsteller

  • Gunnar Decker
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Der Zeitzeuge ist immer der größte Feind der Wahrheit über die Geschichte. Das sagen die, die nicht dabei waren, denen persönliches Erinnern, das innere Beteiligtsein, die damit einhergehende Verklärung oder Verdrängung ohnehin suspekt sind. Die Alternative: entpersönlichte, rein objektive Wissenschaft. Was aber bliebe dann anderes von der Vergangenheit als pure Statistik? Aber bleibt überhaupt etwas von dem Erinnerungsbild, das die Dabeigewesenen im Kopf mit sich tragen, das desto jünger erstrahlt, je älter wir aussehen? Nietzsche hat mit seinem Traktat »Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben« eine Form der Geschichtsschreibung gefordert, die uns in der Gegenwart zu leben hilft. Das wäre das Gegenteil einer musealen Anhäufung von Gestrigkeiten, jedoch auch kein Waffenarsenal, das vom Gestern her dem Heute droht. Ein schwieriger Balanceakt im Umgang mit dem, was zweifellos vorbei ist und – auf ganz unterschiedliche We...


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