Jedes Stück erzählt Geschichte

Museum erinnert an goldene Zeiten des DDR-Sports

  • Barbara Staacke
  • Lesedauer: 2 Min.
Wolfgang Turowski probiert Bill Hucks Rennrad.
Wolfgang Turowski probiert Bill Hucks Rennrad.

Das Sportmuseum in Marzahn wurde im Juni zwar feierlich eingeweiht, doch da bestand es nur aus einem fast leeren Raum. Das hat sich inzwischen beträchtlich verändert. Vitrinen und Regale sind gefüllt mit Pokalen, Medaillen, Wimpel und Abzeichen .

Diese erinnern wie die Trikots der DDR-Fußballnationalmannschaft und deren Gegner an bewegende sportliche Höhepunkte. Mit dem Museum im Haus des Sports an der Eisenacher Straße 121 hat sich Wolfgang Turowski, Geschäftsführer des Bezirkssportbundes, nicht nur einen Traum erfüllt, sondern auch seine Lebensaufgabe gefunden. Stolz präsentiert der 59-Jährige Besuchern seine Schätze, die er nach der Sanierung des ehemaligen Speisesaals der Geschwister-Scholl-Schule aus der Versenkung holte.

Stück für Stück hat er zusammengetragen. Darunter eine komplette Plaketten-Sammlung von Teilnehmer-Ländern der olympischen Spiele in Seoul 1988, die Freunde dem leidenschaftlichen Sammler überließen. Die Kollektion wird gekrönt von der Einmarschfahne, die einst Ulf Timmermann der DDR-Delegation vorantrug. Da wusste der Kugelstoßer noch nicht, dass er einen neuen Weltrekord (22,47 Meter) aufstellen würde. Vis-à-vis fällt der Blick auf Raritäten wie Bill Hucks Rennrad, mit dem sich der frühere Bahnradsprinter gleich zwei Mal den WM-Titel (1989/90) holte. Man findet Degen, Säbel und Florett, mit denen sich Klaus Dumke, Olympiateilnehmer in Mexiko 1968, duellierte. Ob Bobschlitten, Rennrad oder 100 Jahre alte Schlittschuhe – alles hat Turowski mit viel Liebe dekoriert. Und immer wieder kommen neue Erinnerungsstücke hinzu.

Als ihm Bernd Morchutt, letzter Direktor des DDR-Sportverlages, ein Originalposter mit der Ankündigung eines Fußballspieles zwischen den Nationalmannschaften der DDR und BRD übergibt, strahlen seine Augen. Es sollte am 21. November 1990 in Leipzig stattfinden, fiel aber aus Sicherheitsgründen aus. »Jedes Stück hat seine Geschichte. Diese wollen wir bewahren und ergänzen«, so der Hüter der nostalgischen Schätze.

Diesem Zweck dient auch eine Ausstellung zur Geschichte des DDR-Sports. Zu sehen sind Sportgrößen wie Roland Gehrke, Ringer und Weltmeister von 1981, oder Weitspringer Klaus Beer, der mit 8,19 Metern in Mexiko 1968 olympisches Silber gewann. »Um die Geschichte lebendig zu machen, wollen wir Sportler aus allen Teilen Deutschlands in Foren und Gesprächsrunden vorstellen«, kündigt Turowski an. Indes wird das Museum auch zum begehrten Exkursionsziel von Schulklassen. Immerhin können die Schüler Einblick in über 60 Sportarten gewinnen. Der Eintritt ist kostenlos.

Geöffnet ist werktags von 9 bis 18 Uhr oder nach Vereinbarung, Tel. 56 49 70 32.

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