A 100 erörtert

Anhörung der Bürger zum Autobahnbau beendet

  • Antje Stiebitz
  • Lesedauer: 2 Min.
Bürgerprotest gegen die A 100 ND-
Bürgerprotest gegen die A 100 ND-

Neun Tage lang dauerte die Erörterung zur Planfeststellung der A 100; gestern wurde sie beendet. Einige Aktivisten haben sich auf dem Alexanderplatz unter der Weltzeituhr eingefunden, um die Ergebnisse zu bilanzieren. Immerhin zwei Dinge seien erreicht worden, erläutert Grüne-Landesvorsitzender Stefan Gelbhaar: »Die Aufmerksamkeit für das Bauvorhaben ist gestiegen, viele Bürger haben jetzt erkannt, dass für sie Konsequenzen entstehen. Und wir sind weiter vom Bau der A 100 entfernt als bisher.«

Seit 15 Jahren wehren sich Umweltschützer und Bürger gegen den 16. Bauabschnitt der A 100 zwischen Neukölln und Treptow. Sie fürchten Lärm- und Feinstaubbelastung sowie verstopfte Zufahrtsstraßen. Obwohl SPD und LINKE das Geld für die weitere Planung erst kürzlich eingefroren haben, will Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) am Bau der A 100 festhalten.

Der programmgemäße Baubeginn des Abschnitts ist für 2011 geplant. 420 Millionen Euro würde das Vorhaben kosten. 26 Millionen davon wären Senatsmittel, den Rest würde der Bund tragen. »Das wären teure 3,2 Autobahn-Kilometer, normalerweise kostet ein Kilometer zirka 4,6 Millionen«, erklärte Michael Freerix, Mitglied in der Bürgerinitiative Stadtring Süd (BISS). Die hohen Kosten kämen durch eine aufwendige Wellenführung und notwendige Tunnel zustande. Freerix ist seit zwei Jahren Mitglied der BISS, weil er vom zunehmenden Verkehr betroffen wäre.

In der Neuköllner Beermann-straße müssten drei Wohnhäuser abgerissen werden. Hundert Familien würden ihre Wohnung verlieren. Ein Ehepaar lebe bereits seit 60 Jahren in einem der Häuser. Sie würden umgesetzt, erläutert Freerix, aber das werde erst später überlegt, wenn der Bau beschlossen sei. Ein BISS-Mitglied wirft ironisch ein, »die ganze Geschichte betrifft eigentlich nicht uns, sondern die Gesellschaft für bedrohte Völker«. Ziel der BISS ist eine Neuauslegung der Planfeststellungsunterlagen. Das würde die Kosten in die Höhe treiben und damit eventuell auch den Bund von der Unwirtschaftlichkeit des Projektes überzeugen.

Die alte Planung habe das damalige Problem des zunehmenden Lkw-Verkehrs aufgegriffen, welches durch die gesteigerte Bautätigkeit im Innenstadtbereich entstand, erläutert Freerix. »Aber das ist nicht mehr aktuell, diese Entwicklung schwillt inzwischen ab.«

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