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Urangebiete zu zehn Prozent verstrahlt
Strahlenschutzamt untersuchte Belastungen in zwei sächsischen Kreisen
Der Uranbergbau hat in Sachsen zu radioaktiven Belastungen der Umwelt geführt. Immerhin ein Zehntel der geprüften Flächen ist kontaminiert.
Die »vermutlich größte Umweltkatastrophe westlich von Tschernobyl« nannte der »Spiegel« die Hinterlassenschaft der Sowjetisch-Deutschen Aktiengesellschaft Wismut in Sachsen und Thüringen. Auf der Suche nach Uran pflügte das Unternehmen bis in die 80er Jahre hinein ganze Landstriche um. Das unter und über Tage abgebaute Uranerz wurde in die Sowjetunion gekarrt, die anfangs über keine erschlossenen Uranvorkommen verfügte und mit dem Stoff ihre Atommeiler befeuerte und Bomben bestückte. Die Arbeits- und Sicherheitsbedingungen in den Gruben spotteten insbesondere in den ersten Bergbaujahren aller Beschreibung. Offiziellen Angaben zufolge erkrankten bis heute über 7000 ehemalige Beschäftigte der Wismut an Lungenkrebs. Verursacht wurde die Krankheit in den meisten Fällen vermutlich durch radioaktive Strahlung, freigesetzt vor allem von dem Edelgas Radon und seinen Zerfallsprodukten. In früheren Jahrhunderten wurden im sächsischen Erzgebirge Silber und andere Metalle gefördert. Auch dabei waren Uranerzstaub und Radon frei geworden. Nach der Wende stieg die deutsche Bundesregierung als Gesellschafter bei dem Unternehmen ein. Die Wismut GmbH ist heute vor allem mit der Sanierung der vom Uranabbau kontaminierten Flächen betraut. Gleichzeitig startete das Bundesamt für Strahlenschutz gemeinsam mit Landesbehörden in den ehemaligen Bergbaugebieten zwei langfristige Forschungsprojekte. Eine noch nicht abgeschlossene Studie erforscht die genauen Zusammenhänge zwischen dem radioaktiven Gas Radon und Lungenkrebs. Diese Studie umfasst Untersuchungen über gesundheitliche Risiken durch Radonbelastung bei rund 60000 früheren Uranbergleuten der Wismut beziehungsweise ihren Nachkommen. Zudem werden Einflüsse anderer Schadstoffe bei den Bergleuten untersucht. Zur Bewertung verschiedener Risikofaktoren, die bei Beschäftigten im Uranbergbau zu Lungenkrebs geführt haben könnten, werden auch die Lebensumstände und -gewohnheiten von 3000 mittlerweile verstorbenen Wismut-Arbeitern ermittelt. Das zweite, 1991 begonnene Vorhaben ist die Erstellung eines so genannten »Altlastenkatasters«. Erste konkrete Ergebnisse aus zwei sächsischen Landkreisen haben das Bundesamt und das sächsische Umweltministerium am vergangenen Donnerstag vorgestellt. »Alt- und Uranerzbergbau haben in Sachsen nach offiziellen Angaben zu keinen großflächigen radioaktiven Belastungen der Umwelt geführt«, fasste der Präsident des Bundesamtes, Wolfram König, die Ergebnisse der Erhebung zusammen. Über 90 Prozent der geprüften Flächen wiesen »Radioaktivitätswerte im natürlichen Bereich« auf. Allerdings seien immerhin knapp zehn Prozent der untersuchten Gebiete »radioaktiv kontaminiert«. Das Bundesamt und die von ihm beauftragte Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit hatten im Kreis Annaberg und im Mittleren Erzgebirgskreis rund 950 bergbauliche Hinterlassenschaften - stillgelegte Bergwerke, Förderbänder, Erzaufbereitungsanlagen usw. - auf insgesamt 112Quadratkilometern Fläche untersucht. Dabei wurden König zufolge über 30000 Messungen vorgenommen und 2700 Materialproben analysiert. In beiden Landkreisen seien insgesamt 150 Objekte auf einer Gesamtfläche von 90 Hektar radioaktiv kontaminiert, erklärte König. Dabei handele es sich um Grundstücke, Gewässer sowie Verarbeitungs- und Verladeanlagen. Diese Hinterlassenschaften würden weiter untersucht, um notwendige Nutzungseinschränkungen oder Sanierungsmaßnahmen festzustellen. Der sächsische Umwelt- und Landwirtschaftsminister Steffen Flath (CDU) begrüßte, dass nun erstmals gesicherte Daten zu den ökologischen Folgen früherer Bergbautätigkeit in Sachsen vorlägen. Nun gebe es »endlich Planungssicherheit für die betroffenen Kommunen«. Die Zeiten, in denen »unklare radiologische Belastungen ein Hemmnis fü...Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
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