Kriminelles Geschäft mit Müll

  • Imke Hendrich, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Blutige Verbände, Asbestplatten, alte Reifen, Gummistiefel – alles verbuddelt im Sand. Mit illegaler Müllablagerung auf renaturierten Deponien oder in Kiesgruben haben sich in den vergangenen Jahren in Brandenburg manche Kriminelle eine goldene Nase verdient. Doch zumindest einige flogen auf. Allein die Schwerpunktabteilung Wirtschaftskriminalität bei der Potsdamer Staatsanwaltschaft führte fünf große Verfahren, in denen es sich um mindestens 850 000 Tonnen illegal verkippten Abfalls dreht. Die Schäden sind immens: »Würde man die belasteten Areale alle komplett zurückbauen, dann kommen wir in den dreistelligen Millionenbereich«, sagt Staatsanwalt Tom Köpping. Nicht eingerechnet: Die Gefährdung für das Grundwasser oder die Flora. So sollen an einer Deponie Bäume abgestorben sein.

»Es geht schließlich nicht um die Leute, die mal einen Kühlschrank im Wald entsorgen, auch wenn das schlimm genug ist, sondern um organisiertes Vorgehen«, betont Oberstaatsanwalt Helmut Lange. Die Masche der Kriminellen: Sie erwerben meist an Autobahnen Altdeponien oder Gruben und geben vor, dort als Entsorgungsbetrieb tätig zu werden. »Dann bringen sie oft nachts den Müll dort hin, wobei die Lieferpapiere meist umdeklariert werden«, erläutert Lange. Abgedeckt wird das Ganze mit unverdächtigen Materialien wie Kies.

Die Rechnung ist dann ganz einfach, wie Köpping betont: Hätten die vermeintlichen Entsorger erlaubte Materialien wie Bauschutt auf die Areale gekippt, hätten sie maximal 13 Euro pro Tonne verdient. Da sie aber medizinische Abfälle, leere Benzinkanister oder geschredderten Kunststoff gegen Bezahlung annehmen, und nicht aufarbeiten und sortiert entsorgen, kommen sie auf Einnahmen von etwa 30 Euro je Tonne. Einer der »größten Fische« unter den Tatverdächtigen ist ein Mann, der als Inhaber einer Entsorgungsfirma mit einem Kompagnon in sechs renaturierten Deponien und einer Kiesgrube in Potsdam-Mittelmark mindestens 144 000 Tonnen Müll illegal abgeladen haben soll.

2010 soll voraussichtlich das bisher größte Verfahren bei der Staatsanwaltschaft Potsdam abgeschlossen werden. Dabei geht es um 330 000 Tonnen Müll, die in einer Kiesgrube in Malterhausen (Teltow-Fläming) landeten. Offenbar schrecken die Müll-Kriminellen auch die harten Strafen nicht ab – bis zu zehn Jahre Haft können verhängt werden.

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