Krach um den Marzahner Jugendklub Renner

Anwohner beschweren sich / Der Treff soll umziehen

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.
Keimzeit, Torchous, Airnst- bekannte und aufstrebende Bands spielten im kommunalen Jugendklub Renner. Das ist nicht die Musik von Friedrich-Albrecht Lorenz. Der 59-Jährige hört gern Klassik und ärgert sich wie viele Anwohner über den Krach, der aus dem Würfel in der Marzahner Ludwig-Renn-Straße dringt. Jemand hat einen Zettel an den Schaukasten vor dem Klub geklebt. »Was versteht man unter Jugendkultur?«, fragt er. »Saufen und Kiffen, Randalieren und Prügeln, fremdes Eigentum demolieren und beschmutzen sowie Leute anpöbeln. Das ist die heutige Jugendkultur! Anwohner lehnen dankend ab.« Jetzt ist das Jugendamt eingeschritten. Es erinnert an die geltenden Lärmschutzbestimmungen. Nach 22 Uhr dürfen 40 Dezibel nach außen dringen, mehr nicht. Das ist ungefähr soviel wie lautes Vogelgezwitscher. »Damit sind alle Konzerte gestorben«. klagt Klubgänger Sascha Harenz. Am Freitag gab es im Renner die Abschlussveranstaltung des Bandwettbewerbes »ROCKton«. Die durfte noch gemacht werden. Jetzt ist Schluss. Dabei war der Renner in seiner Art einmalig in Berlin. Hier gab es für 6 bis 7 Euro Eintritt Konzerte, für die man woanders 20 Euro zahlen muss. Harenz ist Tontechniker und weiß, wovon er spricht. Er weiß auch, dass es in der Ludwig-Renn-Straße1 schon immer Diskos und Konzerte gab. Aber als der Würfel vor 20 Jahren fertig wurde, galten andere Gesetze. Heute eine moderne Lärmdämmung nachzurüsten, wäre zu teuer. Lorenz hat Verständnis für die Jugendlichen. Das unterscheidet ihn von einigen seiner Nachbarn. »Irgendwo müssen sie ja hin«, sagt Lorenz. Irgendwo, das ist vielleicht nur einige hundert Meter entfernt. Westlich des S-Bahnhofes Raoul-Wallenberg-Straße steht eine alte Betriebsgaststätte leer. Das Gebäude gehört der Bahn. Laut Firmensprecher Andreas Fuhrmann ist es »zur Vermarktung freigegeben«. Es könne also gemietet oder gekauft werden. Die Jugendlichen kennen die Gaststätte. Einige feierten dort Jugendweihe oder Abitur. Platz ist für 1000 Besucher. Drumherum Industriegelände und ein Friedhof. »Für unsere Zwecke ideal«, argumentiert Sascha Wachs. »Gestört wird da niemandl« Allerdings muss renoviert und umgebaut werden. Kein Problem, meinen die Jugendlichen. Sie sind Schreiner und Maurer, Leute vom Bau. Sie wollen das selbst machen. Nur das Material soll der Bezirk bezahlen. Jedenfalls müsse endlich was passieren, damit es nach der Sommerpause weitergeht mit dem Renner. »Wir werden uns kümmern«, verspricht Jugendstadträtin Manuela Schmidt (für PDS). Das Konzept des Renner sei gut und solle »zu 100 Prozent« erhalten bleiben. Gegenwärtig berate man in ihrer Behörde einen Ausweichstandort. Eine Adresse nennt Schmidt noch nicht. Beschwerden wegen Krachs gebe es bei allen Jugendklubs, erklärt der 18-jährige PDS-Bezirksverordnete Bjoern Thielebein. Nicht überall liegen Lösungen so nah wie beim Renner. Wie sang Keimzeit einst: »Das Ganze war doch nur zur Unterhaltung gedacht, was...

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