Spiel um Poe

  • Lucía Tirado
  • Lesedauer: 3 Min.

Selten nehmen Puppenspieler bei ihren Gastspielen in der Schaubude Berlin die ganze Bühne für ihre Kulisse in Anspruch. Für »Ein Spiel um Liebe und Tod« nach Motiven von Edgar Allan Poe jedoch wurde mit Karl Huck vom Maritimen Kammertheater Seebühne Hiddensee der Spielort mit einem Zeitsprung in das Jahr 1898 zum Atelier des belgischen Malers James Ensor in Ostende. Der Künstler, der an Illustrationen zu den dunklen Geschichten des Schriftstellers Edgar Allan Poe arbeitet, möchte ein Porträt von ihm malen. Eigentlich ist es bereits fertig. Doch er reißt es am Ende von der Staffelei, weil es ihm zu oberflächlich erscheint. Er wird die Arbeit daran noch einmal beginnen.

So ist das Ende ein Anfang bei der Inszenierung von Holger Teschke, der das Stück auch schrieb. Dazwischen suchen den Maler die vom Dichter erfundenen Gestalten heim. Sie und die Figuren und Masken im Atelier erzählen nachts vom Leben Poes und schleichen sich damit in die Träume des Malers. Er erfährt von Poes schwerer Kindheit, von der großen Liebe zur Cousine Virginia, von deren Tod und mehr.

Karl Huck gibt allen Figuren auf Edgar Allan Poes Lebensweg mit enormer Wandlungsfähigkeit Bewegung und Stimme. Tragisch wie komisch ist sein Spiel mit den von Sölk Schulze geschaffenen Wesen. Für die Cousine Virginia gibt es als Videoeinspielung eine Cello spielende Frau. Eine schöne Idee. Verschwommen ist das Bild und offenbart kein Gesicht. Poes Verlust der geliebten Frau und der Schmerz darüber werden hierdurch emotional in der Geschichte verstärkt. So ist das Stück in der Tat ein wunderbares Kammerspiel, das hier seine Berliner Erstaufführung erlebte.

Neues und Bewährtes gleichermaßen

Die Schaubude setzt in den ersten zwei Monaten des neuen Jahres mit ihrem Spielplan auf Neues und Bewährtes. Für Erwachsene beginnt die Spielzeit am 21.1. mit einem Projekt des Bühnenbildners Joachim Hamster Damm. Angeregt durch die Schrift »Der Codex Leicester« von Leonardo da Vinci, nach der Künste und Wissenschaft sich durchfluten, gibt er den Abend »Der Codex Leicester FSK 10«. Ein Figuren- und Objekttheater-Spektakel zu naturwissenschaftlichen und physikalischen Phänomenen soll dabei erarbeitet werden.

Mit freundlicher Hilfe des Tierstimmenarchivs des Berliner Museums für Naturkunde entstand die Koproduktion der Theatergruppe die Pyromantiker Berlin und des Thalia Theaters Halle/Saale. »Elefanten vergessen nie...« ist ein Clownspiel für große Kinder und Erwachsene (29., 30.1.). Im Februar sind so genannte Doppelabende geplant. Das kranewit theater zeigt jeweils hintereinander »Das verwaiste Kind« und »Drei Erdbeeren im Schnee« (5.-7.2.). Uta Gebert gastiert mit » Cocon« und »Jakusch« (12.-14.2.). Dann kommen die Künstler des Weiten Theaters mit »Der Sum(m)erer oder 5000 Jahre sind genug!», worin dem unabhängigen Geist die Nerven durchgehen (19., 20.2.) und dem Krimi »Der weiße Hammer« (21.2.). »Königs Weltreise«, ein Schattentheater mit Live-Musik, verrücktem Volk und Gießkannen beschließt das Erwachsenen-Programm des Monats (26., 27.2.). Für Besucher ab 3 Jahren beginnt das Kinderprogramm der Schaubude 2010 mit »Fuchs«. Er lernt etwas über Freundschaft mit Theaterfusion Berlin (23., 24., 26.-28.1.) Theater Lakritz zeigt einen Dreiteiler mit Maximiliane. Sie begegnet erst dem Königstiger (2.-4.2.), dann dem Dinosaurier (6., 7.2.) und schließlich den Monstern ( 9.-11.2.). »Das kleine Ich bin ich« heißt es am 20. und 21.2. mit dem Weiten Theater.

Schaubude Berlin, Tel.: 423 43 14

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