Sieben Fragen zur Streitkultur in der LINKEN

Der »Fall Bartsch« signalisiert einen Umgang bei der innerparteilichen Lösungssuche, der für viele unerwartet kommt.

Linksfraktions-Chef Gregor Gysi hat im öffentlichen Teil der Fraktionsklausur am 11. Januar dem Bundesgeschäftsführer der Partei, Dietmar Bartsch, Illoyalität gegenüber dem Parteivorsitzenden Oskar Lafontaine vorgeworfen. Ganz offensichtlich war Bartsch völlig überrascht von dieser Form der Konfrontation. Fragen stellen sich auch dem aufmerksamen Beobachter der letzten Streittage. Sie betreffen in diesem Fall nicht die politischen Positionen, die auch in der Führungsspitze der Partei offenkundig nicht überall deckungsgleich sind, sondern den aus vermutlichen politischen Differenzen heraus folgenden Umgang innerhalb der LINKEN. Dieser ist – gemessen am Anspruch eigener politischer Kultur – durchaus ungewöhnlich.

Zeichnung: Rainer Hachfeld
Zeichnung: Rainer Hachfeld

Gregor Gysi erklärte in seiner Rede generell und ohne konkrete Zuordnung, in der Partei sei ein Klima der Denunziation entstanden. Das konnte man zunächst auf die zahlreichen Briefe, SMS und Mails beziehen, die Gysi in letzter Zeit aus der ganzen Partei erhält und in denen allerhand Beschwerden geäußert werden, u. a. über den Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch. Als einzige personelle Zuspitzung sagte Gysi dann, Bartsch sei »in einem Fall illoyal« gewesen gegenüber einem der beiden Parteivorsitzenden. In einigen Medien sah das dann so aus: Der ZDF-Videotext berichtete, Gysi habe Bartsch bezichtigt, »durch ihn sei in der Partei ein unerträgliches Klima der Denunziation entstanden«. Im ARD-Videotext hieß es ganz ähnlich, Gysi werfe Bartsch ein Klima der Denunziation vor. »Focus online« meldete unter der reißerischen Überschrift »Linke versinkt in Verrat und Misstrauen« (hier war wohl der Wunsch der Vater der Schlagzeile): Gysi gibt Bar...


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