Seinerzeit in Maputo...

  • Ulrich Makosch
  • Lesedauer: 2 Min.
Zu »So gehen die Uhren in Maputo«, Rezension des Buches »Die Verfassungsentwicklung in Mosambik« von Andreas Rosenfeld, Nord-Süd-Forum vom 18.4. Am Wochenende war ich mit mehreren hundert Moçambiquern, ehemaligen Entwicklungshelfern in Moçambique aus Deutschland-Ost und Deutschland-West und vielen Interessierten Gast des 3. Treffens der Freunde Moçambiques. Alle freuten sich über die anhaltend guten Nachrichten vom Riesenland am Sambesi. Das war einer der guten Tage im Leben dieser Leute, denn es erinnerte sie auch an dieses und jenes, das sie für dieses Land und sein Volk gegeben hatten. Angesichts dessen könnte man über einen Satz hinweggehen, den jüngst eine ND-Rezension aus einem eben erschienenen Buch zitierte, nämlich »dass die Entwicklungspolitik der DDR die Volkswirtschaft Mosambiks ruiniert habe«. Man könnte darüber hinweggehen, ...stünden einem nicht die sieben Entwicklungshelfer aus der DDR vor Augen, die in den achtziger Jahren bei einer ihrer täglichen Fahrten auf ein verlassenes portugiesisches Gut von Renamo-Leuten ermordet wurden; ...wären da nicht die Kumpel aus Hoyerswerda und Umgebung, die gleich nach der Unabhängigkeit in die abgesoffenen und verlassenen Kohlegruben von Moatize eingestiegen waren und sie unter Lebensgefahr wieder flott machten; ...wären da nicht die Bombardierungen Maputos durch Geschwader der damals rassistisch regierten Regierung Südafrikas gewesen; ...wären da nicht die von diesem Regime und dem des damalig noch rassistischen Süd-Rhodesien gewesen, die gemeinsam die Renamo aus der Taufe hoben, die länger als anderthalb Jahrzehnte Moçambique mit blutigem Terror überzog, so dass die Hauptstädter ihre Stadt nicht mehr verlassen, die (deutschen) und moçambiquischen Kohlenarbeiter Moatize nicht mehr verlassen konnten. So ein Satz wie der zitierte unterschätzt die Intelligenz der Moçambiquer, und er überschätzt die Möglichkeiten der DDR. So ein Satz ignoriert die vielen Moçambiquer, unter ihnen die etwa tausend aus der »Schule der Freundschaft« in Staßfurt, die heute Gäste aus der DDR mit herzlicher Freude empfangen. So ein Satz erinnert manche an manche Bankdirektoren und manche Fondsverwalter, die das ihnen anvertraute Geld verzocken. Leben und Werk deutscher Entwicklungshilfe und -helfer Ost wie West gehören heute zum goldenen Fundament der Freundschaft Deutschlands mit Moçambique. Das hat das Moçambiquetreffen durch die Praxis bestätigt. Niemand hat das Recht, dieses Gold aus den Tresoren zu entfernen und es den Krokodilen vorzuwerfen oder zu verzocken. Was Moçambiquer und Deutsche aus beiden ehemaligen Staaten dazu auf diesem Treffen sagten, bewies die Ehrlichkeit und die Dauerhaftigkeit des Gedächtnisses beider Völker.
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