Ein Winterparadies vor der Tür

Rodler und Skifans kommen im Wuhletal auf ihre Kosten

  • Barbara Staacke
  • Lesedauer: 3 Min.
Ein Riesenspaß für Groß und Klein
Ein Riesenspaß für Groß und Klein

Normalerweise lässt er keinen Marathon aus. Doch seit dem ersten Schneefall im Dezember ist Werner Scuda auf seinen Brettern im Wuhletal unterwegs. Schließlich bescherte die weiße Pracht den Marzahn-Hellersdorfern ein Wintersporteldorado – und das direkt vor der Tür. Das durch die letzte Eiszeit etwa vor 10 000 Jahren geprägte Tal bietet sich mit fast 20 Kilometern auf unterschiedlichen Wegen für Skifahrer als ideale Laufstrecke geradezu an.

An diesen Tagen tourt der Hellersdorfer, der sonst den Berlin-Marathon und andere Läufe organisiert, um den Kienberg. Zu dessen Füßen breitet sich westlich der Marzahner Erholungspark mit seinen acht internationalen Gärten aus. An den Rodelhängen vergnügen sich Groß und Klein. Ob Rohrbruchpark, Kienberg oder Biesdorfer Höhe, an Gelegenheiten mangelt es nicht. Besonders an den Wochenenden ist auf den Pisten viel Betrieb.

Familie Fischers kommt extra mit ihren Kindern aus Friedrichshagen zum Rodeln an den Ahrensfelder Berg. »Von dort oben hat man einen tollen Blick über das Tal bis hin zum Müggelsee«, schwärmt der zweifache Familienvater. Die steile Abfahrt hat es in sich. Immerhin erhebt sich die Anhöhe, die unmittelbar an Brandenburg grenzt, nach dem Bau eines Aussichtsplateaus vor zwei Jahren mit stolzen 114,5 Metern über das Tal und rangiert damit an zweiter Stelle nach dem Großen Müggelberg, der höchsten natürlichen Erhebung Berlins. Fischers Teenager, die in Marzahn aufgewachsen sind, verbinden mit dem Ausflug in die alte Heimat nicht zuletzt auch viele schöne Kindheitserinnerungen. Dass der Ahrensfelder Berg, unter dem der Kriegsschutt steckt, künstlich »gewachsen« ist, dürfte der Freude keinen Abbruch tun. Vom Alex sind es mit der S 7 bis zum S-Bahnhof Ahrensfelde keine 30 Minuten. Dann geht es zu Fuß oder vier Stationen mit dem Bus über die Havemannstraße und schon öffnet sich der Blick ins Wuhletal.

Auch der Rohrbruchpark, entstanden aus dem Aushub des 1997 errichteten Stadtteilzentrums Helle Mitte unmittelbar am U-Bahnhof Neue Grottkauer Straße, erweist sich als wahres Rodelrefugium.

Bahn an Bahn mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden tummeln sich Anfänger und Fortgeschrittene. Mitten unter ihnen sind Lisa und Dino. Die beiden Dreijährigen können trotz der Kälte nicht genug bekommen. Der schneidende Wind treibt ihnen die Schneeflocken ins Gesicht. Doch kaum unten angelangt, tapsen sie mit ihren kurzen Beinen durch den hohen Schnee wieder den Berg hinauf. Und schwups beginnt die Rutschpartie von vorn. »Angst kennen die beiden nicht«, lacht Stephanie Mrowka, ihre Tante, während sie das Zweiergespann in die Spur schickt. Zur Freude der Zwerge quetscht sich die 27-Jährige noch mit auf den Schlitten, und ab geht die Post.

Etwas abseits vom Trubel trifft man auf Claudia und Franziska. Sie wollen einen Schneemann bauen. Das erklären sie jedenfalls. Doch die beiden jungen Mädchen lassen sich Zeit, schwatzen und legen immer mal wieder ein Zigarettenpäuschen ein. Ob der weiße Mann wohl jemals fertig wurde? »Wir haben hier unser Winterparadies vor der Tür«, freut sich Werner Scuda. Vom heimischen Fenster aus kann er das Tal weithin überblicken. »Man kann sich den Weg nach Österreich sparen«, sinniert er.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal