Blutbad in Zentralnigeria

Religion wird erneut für politische Interessen instrumentalisiert

  • Marc Engelhardt, Jos
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Nach tagelangen gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Christen und Muslimen in der nigerianischen Stadt Jos hat sich die Lage am Donnerstag weiter beruhigt. Dennoch blieben am Morgen Tausende Soldaten vorsorglich in der 500 000-Einwohner-Stadt, der Hauptstadt des zentralen Bundesstaats Plateau. Die Behörden lockerten die Ausgangssperre und gestatteten den Bewohnern das Verlassen ihrer Häuser für die Dauer von sieben Stunden, unter anderem um sich mit Nahrungsmitteln und Wasser versorgen zu können.

Als am Mittwoch Hundertschaften der nigerianischen Armee das Zentrum der Stadt Jos sicherten, herrschte zum ersten Mal seit Sonntag Ruhe. Die Schüsse, die immer wieder zu hören gewesen seien, hätten aufgehört, berichtet Pfarrer Pandang Yamsat, der der »Kirche Christi« vorsteht, mit drei Millionen Mitgliedern eine der größten Kirchen im Zentrum Nigerias.

Die Rauchfahnen aus angesteckten Kirchen, Moscheen und Häusern seien verschwunden. »Die Lage in Jos selbst hat sich etwas beruhigt«, so Yamsat. »Aber bevor die Armee kam, war es sehr, sehr schlimm.« Genaues war auch vier Tage nach Ausbruch der Unruhen nicht bekannt.

So viel steht fest: muslimische und christliche Jugendliche haben sich gegenseitig umgebracht, in einem der Blutbäder, für die das einst als Kurort gegründete Jos inzwischen berüchtigt ist. Vor gut einem Jahr starben bei ähnlichen Unruhen zwischen 200 und 700 Menschen, 2001 waren es mehr als 1000.

Wie hoch die Zahl der Opfer di...


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