Nachts unter der Brücke am Rhein

Der Dreher Helmut, die Frau ohne Namen, die Anwaltsgehilfin Melanie – seit Jahren sind sie ohne Wohnung. Ein Binger Verein versucht zu helfen

  • Ute Klockner, dpa
  • Lesedauer: ca. 6.0 Min.

Mindestens dreizehn wohnungslose Menschen sind bislang in diesem Winter in Deutschland erfroren. Das teilt die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. auf ihrer Homepage mit. In der Region um Bingen (Rheinland-Pfalz) fährt der Sozialarbeiter Ralf Bäumlein Abend für Abend die Schlafplätze der Obdachlosen ab, verteilt Decken, Schlafsäcke, Isomatten, warme Unterwäsche. Noch gab es in seinem Bereich keinen Kältetoten.

Bingen. Er ist mal hier, mal dort. Seit 28 Jahren zieht Helmut quer durch die Republik, schläft unter Brücken, auf Parkbänken und in Tiefgaragen. Bei jedem Wetter. »Damals ging alles den Bach runter, es kamen Alkoholprobleme, dann kam der Absturz und ich hatte mich nicht mehr im Griff«, sagt der 63-Jährige stämmige Mann mit dem zerfurchten Gesicht und zieht sich die schwarze Mütze tiefer über die Stirn.

Derzeit lebt er nicht auf der Straße, sondern im Obdachlosenheim in Bingen am Rhein. »Ich musste zum Arzt, meine Füße waren schwarz vor Kälte«, presst der gelernte Dreher in seiner verwaschenen Aussprache heraus und zieht zum Beweis seine Jeans hoch, zeigt seine in dickem Verband eingewickelten Füße. »Im Heim ist es wegen der vielen Leute anstrengend, aber damit kann man leben.«

Kältebus Nummer eins

Bei der klirrenden Kälte geht es derzeit für viele Obdachlose ums Überleben. Um Menschen wie Helmut kümmert sich der Verein »Platte – Di...


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