Das Unwahrscheinlichste ...

Stephane Hessel über seine geheime Mission im Krieg, KZ-Erfahrungen, Flucht und die UN-Menschenrechtscharta

Zu seinen Freunden gehörte Eugen Kogon, er hat Eleanor Roosevelt in den Mantel geholfen, philosophierte mit Nelson Mandela über Schuld, und Sühne, führte geistreiche Gespräche mit dem Dalai Lama. Er war Soldat, Mitglied der Resistance, Diplomat, er ist der letzte noch lebender Mitautor der UNO-Menschenrechtscharta: STEPHANE HESSEL. 1917 in Berlin geboren,Umzug nach Paris. Er wächst in einer künstlerisch-intellektuellen Familie auf. Die Eltern führen eine offene Ehe. Sie sind das Vorbild für Truffauts Film »Jules et Jim«. Der heute 93-jährige Hessel reist als »Ambassadeur de France« durch die Welt, mischt sich in Menschenrechtsfragen ein, fliegt schnell mal von Paris zu einer Pressekonferenz nach Berlin, kurz vorm Rückflug hat er 45 Minuten Zeit – mit Stephane Hessel sprach BURGA KALINOWSKI.

ND: Der 27. Januar, der Tag, an dem 1945 Auschwitz befreit wurde, ist seit 1996 Gedenktag für alle Opfer des Nationalsozialismus. Was denken Sie bei diesem Namen?
Hessel: Ich habe Auschwitz nicht erlebt, ich war in Buchenwald und Dora. Als die Sowjets Auschwitz befreit haben, trafen sie mit dem Grauen zusammen. Sie fanden Leichenberge von Gefangenen, die wenige Stunden zuvor ermordet worden waren. Schrecklich. Die meisten Häftlinge wurden im eiskalten Winter '45 zum Todesmarsch Richtung Westen gezwungen. Für mich ist die Shoah in unserer modernen Geschichte das Schlimmste, was je passiert ist. Es ist von Menschen gemacht worden – gezielt und genau kalkuliert.

Viele haben mitgemacht.
Leider, viele haben mitgemacht. Es gab aber Menschen, die machten nicht mit. Waren im Widerstand. Sie wurden verfolgt, ermordet, waren in den Lagern. Die Ausrottung der europäischen Juden ist ein einzigartiges Verbrechen gegen die Menschlichkeit. So e...


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