Warum werden Arme nicht alt?

Gerhard Trabert über mangelnde Gesundheitsversorgung von Obdachlosen / Trabert ist Arzt und Sozialarbeiter. Er unterrichtet Soziale Arbeit an der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden

ND: Herr Trabert, Sie behaupten, wer wohnungslos ist und auf der Straße lebt, habe eine um zehn Jahre geringere Lebenserwartung. Das hört sich an wie ein Warnhinweis auf einer Zigarettenschachtel. Wollen Sie damit aufrütteln?
Trabert: Ich will damit sensibilisieren und provozieren, denn ich habe das Gefühl, dass gerade Entscheidungsträger in der Politik immer wieder Armut relativieren. Die glauben, es gehe doch nur um Konsumgüter, die man besitzt oder nicht. Das stimmt aber nicht. Armut und damit verbunden Wohnungslosigkeit hat existenzielle Facetten. Wer in Deutschland arm ist, stirbt deutlich früher.

Worauf fußt Ihre Annahme?
Es gibt eine sehr gute Untersuchung vom Robert-Koch-Institut, die leider im Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung unerwähnt blieb. In der Studie wurden das ärmste und das reichste Viertel unserer Gesellschaft verglichen. Diese Repräsentativ-Stichprobe hat ergeben, dass verarmte Männer zwölf Jahre eher...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.