Der kranke Mann vom Nigerdelta

Gefährliches Machtvakuum in Afrikas bevölkerungsreichstem Staat

  • Marc Engelhardt, Abuja
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Weil Präsident Yar'Adua krank im Ausland weilt, herrscht in Afrikas bevölkerungsreichstem Staat Nigeria ein politisches Vakuum. Ein Netzwerk von etwa 50 militanten Gruppen im Nigerdelta hat mit neuer Gewalt gedroht. Sollte Vizepräsident Jonathan nicht bald als amtierender Präsident vereidigt werden, will das »Netzwerk der Freiheitskämpfer« den Kampf aufnehmen. Auch Regionalfürsten verlangen, Jonathan mit allen Vollmachten auszustatten.

Auch am sechsundsiebzigsten Tag nach der Abreise des nigerianischen Präsidenten Umaru Yar'Adua blieb die von den Blicken der Öffentlichkeit streng abgeschirmte Präsidentenvilla leer. Der 58-Jährige, der wegen einer Herzbeutelentzündung in Saudi-Arabien behandelt wird, ist in Nigeria nur noch auf Karikaturen zu sehen. Auf einer stehen Ärzte wartend hinter einer Runde alter Männer, die sich um den auf dem Krankenbett liegenden und offensichtlich bewusstlosen Yar'Adua versammelt haben: »Wir müssen mit der Visite wohl warten, bis die Kabinettssitzung vorbei ist«, flüstert ein Arzt dem anderen zu.

Hinter der beißenden Satire steht die bittere Realität. Nigeria, mit 140 Millionen Einwohnern Afrikas bevölkerungsreichste Nation, steckt in einer tiefen Regierungskrise, wie sie das Land seit Ende des Abacha-Regimes – General Sani Abacha war Nigerias Militärmachthaber von 1993 bis zu seinem Tode 1998 – nicht mehr erlebt hat. Kaum ein ...


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