Arm und an den Pranger gestellt

Politiker, Wissenschaftler und Medien haben in Hartz-IV-Betroffenen ein Objekt für Verunglimpfungen gefunden

  • Dirk Baas, epd
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Den Namen Friedrich Thießen muss man sich nicht merken. Doch so mancher Hartz-IV-Empfänger hat den Professor für Wirtschaftswissenschaften an der TU Chemnitz in böser Erinnerung. Er kam vor zwei Jahren zu der Erkenntnis: 132 Euro reichen als soziale Mindestsicherung für Langzeitarbeitslose aus. Der Sturm der Empörung war heftig, aber nur von kurzer Dauer. Dagegen hält sich das Klischee, Langzeitarbeitslose machten sich auf Kosten der Allgemeinheit ein sorgenfreies Leben, hartnäckig. Die Liste unrühmlicher Attacken gegen Arbeitslose ist lang.

Hartz-IV-Empfänger Jürgen bringt es am 5. September 2008 im Internet-Blog auf den Punkt: »Da geht mir der Hut hoch, wenn ich so einen Scheiß lese. Der Herr Professor Thießen und der Rest der Herren Forscher waren wohl noch nie einkaufen! Die Wahrheit ist, dass man mit Hartz IV nicht mehr lebt, sondern vegetiert und sich an manchen Tagen am liebsten aufhängen würde.«

Thießen hatte gemeinsam mit dem Di...


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