Der Trieb zielt aufs Risiko

Einer der deutschen Beiträge im Wettbewerb: BENJAMIN HEISENBERGS »Der Räuber«

Benjamin Heisenberg, geb. 1974 in Tübingen, studierte Bildende Kunst und drückte dann an der HFF in München gemeinsam mit Florian Henckel von Donnersmarck die Schulbank. Während des Studiums entstand sein aufregendes Debüt »Milchwald«, seinen Abschluss machte er mit »Der Schläfer«, der nach Cannes eingeladen war. Sein neuer Film »Der Räuber« wurde als österreichisch-deutsche Koproduktion gedreht. Basierend auf realen Ereignissen, folgt er einem Mittzwanziger, der nach sechs Jahren aus dem Gefängnis kommt. Schnell fällt er in sein altes Verhaltensmuster zurück und überfällt mehrere Banken, zugleich sorgt er für Aufsehen, weil er beim Wiener Marathon einen österreichischen Rekord aufstellt.

ND: Sie bleiben mit der Kamera, außer weniger Minuten vor Schluss, sehr dicht an Ihrem Protagonisten.
Heisenberg: Wir halten uns an die Hauptfigur und verfolgen, wie sie sich bewegt, wie der Räuber läuft und flüchtet. Am Anfang ist der Bildausschnitt tunnelhafter, der Film fragmentierter, aus dem Lauftraining geht es im Umschnitt oft direkt zu einem Überfall. Wenn der Räuber dann auf der langen Flucht ist, wird er als Teil der Landschaft, in erweiterten Panoramen, wahrgenommen. Da ändert sich die ganze Herstellung des Films in der Musik und im Schnitt, weil sich bei ihm trotz der Weite ein klaustrophobisches Gefühl einstellt. Mit dem Übergang von der Stadt ins Land verliert er zuletzt einen wichtigen Rückhalt und wird vom Raubtier zum gejagten Wild.

Ist es auch Ihrer Abneigung gegen das gängige Mainstream-Kino geschuldet, dass Sie die Deutung der Motive des Bankräubers völlig dem Zuschauer überlassen?
Ich habe keine Abneigung gegen das...


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