1970: Verhoevens Film führte zum Abbruch des Festivals

Regisseur Michael Verhoeven (Foto: dpa) wurde in eine Künstlerdynastie hineingeboren. Er studierte Medizin, entschied sich dann aber doch für die Regiekarriere. 1970 sorgte sein Film »o.k.« für den Abbruch der Berlinale. Basierend auf wahren Ereignissen aus dem Vietnamkrieg, schildert er, wie Soldaten im Bayerischen Wald ein Mädchen vergewaltigen, dem sie zufällig begegnen. Nur einer der Soldaten versucht, bei dem Kriegsverbrechen nicht mitzumachen. Seine spätere Anzeige wird von seinen Vorgesetzten nicht verfolgt.

ND: Herr Verhoeven, mit welchen Gefühlen sind Sie damals zur Berlinale gekommen?
Verhoeven: Damals war es nicht wie heute normal, dass deutsche Filme von der Auswahlkommission berücksichtigt wurden. Ich habe mich daher besonders gefreut – nicht unbedingt wegen der politischen Brisanz des Themas, sondern weil es ein experimenteller Film war, den wir nach Brechts Methode gedreht haben: Die Schauspieler schlüpften erst zu Beginn des Drehs in ihre Kostüme und stiegen so in die Handlung ein. Damit wollten wir die Ereignisse in Vietnam – einem Land, das die meisten Menschen kaum auf der Landkarte hätten finden können – emotional näher ans Publikum heranholen. Der Der Krieg hatte die Gesellschaft ja tief gespalten, in Befürworter, die die Amerikaner als Verteidiger der Freiheit sahen, und jene, die ihre Freiheit so nicht verteidigt haben wollten. Ich wusste auch nicht, ob diese Konzeption aufgeht und fühlte mich befreit, als...


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