Kaltes Land

Claire Beyer in trügerischer Idylle

Ein Winzerstädtchen im Südwesten der Republik, im Spätsommer: Es könnte alles sehr hübsch sein, idyllisch geradezu. Doch Idyllen sind trügerisch. Hierhin hat es die beiden Letten verschlagen, Vater Juris und Sohn Donald. Die Mutter ist jung gestorben, der Vater schlägt sich hart arbeitend durch, träumt von der Selbstständigkeit als Goldschmied und meidet aus Scham den Kontakt mit der Familie in Lettland. Einzig der Junge tauscht Briefe mit seiner Oma in Okrekums, jenem Dorf in der Bucht von Riga: »Fast zwei Drittel der Jungen war ins westliche Ausland gegangen. Die zurückgebliebenen Alten lebten vom mageren Fischfang oder einer kleinen Landwirtschaft.«

Deutschland ist das fremde Land, keine neue Heimat, sondern ständiger Anlass, sich in ein besseres Leben zu träumen: mit materiellem Wohlstand, vor allem aber mit der nötigen Anerkennung. Doch davon sind sie weit entfernt. Der elfjähr...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.