Kriegsdienst am Schreibtisch

Umfassend kommentiert: Thomas Manns umstrittene »Betrachtungen eines Unpolitischen«

In der Nacht zum 6. Oktober 1918 fand Thomas Mann wenig Schlaf. Auch Baldrian half nicht. Morgens um fünf, nach knapp drei Stunden, war er schon wieder wach, er hörte, dass auch Katia nicht schlief, er verließ sein Bett, ging in ihr Zimmer, sie redeten lange über die Lage und sein neues Buch. Jetzt, da er die »Betrachtungen eines Unpolitischen« fertig hatte, war die Erleichterung einer seltsamen Unsicherheit gewichen. An diesem Morgen überlegte er sogar, die Arbeit lieber zu unterdrücken »u. posthum zu machen«. Aber S. Fischer, telegrafisch über diesen Wunsch gleich in Kenntnis gesetzt, winkte umgehend ab. Das neue Werk befand sich schon in der Auslieferung.

Die »Betrachtungen eines Unpolitischen«, das ungewöhnlichste und umstrittenste Buch, das Thomas Mann je schrieb, ein »Untier von einem Aufsatz«, wie er mitten in der Arbeit notierte, »eine Sache der Selbsterforschung und Selbstbehauptung«, erschienen noch im Oktober 1918. Auf sechs...


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