Kultur ist ein starker Funke

Buchpreisträger György Dalos über eine Übertreibung, den Fall des Eisernen Vorhangs und Giftschränke

György Dalos (Jg. 1943), studierte an der Lomonossow-Universität in Moskau Geschichte. 1964 kam sein erster Gedichtband heraus und nach Jahren Schreibverbots 1980 der Roman »Meine Lage in der Lage«; es folgten u. a. »Mein Großvater und die Weltgeschichte«, »Archipel Gulasch«, »Proletarier aller Länder, entschuldigt mich!«. Als Sachbücher erschienen jüngst »Ungarn in der Nussschale« und »1956. Der Aufstand in Ungarn«. Für »Der Vorhang geht auf. Das Ende der Diktaturen in Osteuropa« erhält er heute Leipzigs Buchpreis für Europäische Verständigung.

ND: Ein ungarisches Sprichwort sagt: »Außerhalb Ungarns gibt es kein Leben; und wenn, dann ist es nicht dasselbe.« Sie leben nun schon über zwei Jahrzehnte in Deutschland. Wie lebt es sich hier?
Dalos: Das Wort ist von jungen Ungarn in die Welt gesetzt worden, die im 15./16. Jahrhundert in Italien studierten und von Heimweh geplagt, wurden. Sobald sie aber wieder in Ungarn waren, träumten sie sicher wieder von Padua. Ungarn ist ein sehr schönes Land und hat viele kulturelle Verlockungen. Aber in Ungarn kann man auch sehr schwer leben.

Inwiefern?
Manche unsere Probleme verbinden uns mit der DDR der Vorwendezeit. Wobei wir »die lustigste Baracke im Lager« waren.

Darob wurden die Ungarn von DDR-Bürgern beneidet.
Und die Ungarn haben die DDR-Bürger beneidet. Wegen des höheren Lebensniveaus und der sozialen Stabilität. Alle osteuropäischen Länder haben aber auch ihre historischen Probleme, die nicht nur aus der kommunistischen Phase herrühr...



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