Zollitsch gegen Pflicht zur Anzeige

Erzbischof: Viele Opfer wollen dies nicht

  • Lesedauer: 1 Min.

München (epd/ND). Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, sieht im Gegensatz zu den bayerischen Bischöfen eine Anzeigepflicht bei Verdachtsfällen sexuellen Missbrauchs kritisch. Er höre immer wieder von Fällen, bei denen Opfer über ihr Leid sprechen wollten, aber eine Anzeige ausdrücklich nicht wünschten, sagte Zollitsch dem Magazin »Focus«. In der vergangenen Woche hatten die Bischöfe der sieben katholischen Bistümer in Bayern empfohlen, dass in der katholischen Kirche künftig eine Meldepflicht an die Staatsanwaltschaft bei Verdachtsfällen gelten soll. Die Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz zum Umgang mit Missbrauchsfällen sollten entsprechend verändert werden.

Zollitsch betonte, der Weg zur Staatsanwaltschaft verlange Anhaltspunkte für eine mutmaßliche Tat. »Immerhin kann man Menschen durch falsche Beschuldigungen geistig umbringen. Darüber wird vielleicht in der momentanen erhitzten Situation zu wenig nachgedacht.« Der Erzbischof räumte ein, dass in der katholischen Kirche Fälle sexuellen Missbrauchs bewusst verschleiert wurden. »Ja, das hat es bei uns gegeben. Seit Jahren jedoch steuern wir den entgegengesetzten Kurs.«

Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.

Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser*innen und Autor*innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen

Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.