Nachspiel im Fall Marwa El-Sherbini

Sozialwissenschaftlerin hält rassistische Gründe für Polizeischüsse auf Ehemann für möglich – und landet vor Gericht

  • Leonhard F. Seidl, Nürnberg
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Heute findet vor dem Erlanger Amtsgericht ein Prozess gegen die Sprach- und Medienwissenschaftlerin Sabine Schiffer statt. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg wirft ihr »üble Nachrede« gegen einen Polizeibeamten vor, der beim Prozess gegen Marwa El-Sherbini nicht auf den Täter geschossen hatte, sondern auf ihren Ehemann, der ihr zu Hilfe eilen wollte. Schiffer droht eine Strafe in Höhe von 6000 Euro oder zwei Monate Gefängnis.

Sabine Schiffer hatte in einem Rundfunk-Interview zu erklären versucht, warum der Bundespolizist Herr G. auf Marwa El-Sherbinis Ehemann Elwy Okaz und nicht auf den Angreifer Alex W. geschossen hatte. W. hatte am 1. Juli die schwangere El-Sherbini aus islamfeindlichen Gründen im Gerichtssaal erstochen. Nach Schiffers Meinung schoss der Polizist »sicherlich aus rassistischen Gründen« auf den Ehemann, obwohl der eigentlich seine Frau schützen wollte. »Dies wäre auf Grund verbreiteter Medienbilder, die seit Jahren das Negativbild ›arabischer Terrorist‹ stark vergrößerten, denkbar und könnte gerade in einer Situation wirken, in der ein überlegtes Handeln nicht möglich ist.« Ein solches Negativbild gegenüber dem Islam spiegelt sich auch in einer Umfrage von Infratest dimap wider. Demnach haben 39 Prozent der Menschen in Deutschland »ein wenig Sorge« vor einer »Expansion des Islam« und 36 Prozent sogar »große Sorge«.

Für Schiffe...


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