• Frauen-Geschichte(n)

Bettina von Arnim

  • Martin Stolzenau
  • Lesedauer: 2 Min.

Sie sorgte schon in ihrer Jugend für einen handfesten Skandal in Weimar. Bettina von Arnim himmelte Johann Wolfgang von Goethe an, was zu einer tätlicher Auseinandersetzung mit dessen Frau Christiane führte und ihr ein Hausverbot eintrug. Doch sie war weit mehr als die »Tollhäuslerin«, wie der Dichterfürst sie 1812 nannte. Bettina von Arnim entwickelte sich nach dem Tod ihres Mannes – Achim von Arnim, der mit ihrem Bruder Clemens die Sammlung »Wunderhorn« hrausgegeben hatte – zur politischen Schriftstellerin; die adlige Frau ergriff offen die Partei der sozial Schwachen, der politisch Verfolgten sowie der ausgegrenzten Juden.

Elisabetha Catharina Ludovica Magdalena Brentano, die man Bettina rief, wurde am 4. April 1785 in Frankfurt am Main als siebtes Kind des Großkaufmanns Pietro Antonio Brentano aus der Lombardei geboren, der im »Haus zum Goldenen Kopf« ein boomendes Handelshaus führte. Ihre Mutter war eine geborene von La Roche, mit Goethe befreundet und im Besitz einiger Liebesbriefe des späteren Dichterfürsten. Bettina, die von kleinauf besonders eng an ihrem Bruder Clemens hing, wuchs in einem bildungs- und literaturfreundlichen Haus auf. Ein beträchtliches Erbe erlaubte ihr ab 1802 bei lockerer vormundlicher Aufsicht ein relativ eigenständiges Leben in Frankfurt, wo sie privaten Musik- sowie Zeichenunterricht nahm und dank ihres Namens Zugang zu den maßgeblichen Künstler-sowie Gelehrtenkreisen hatte.

Nach ehelicher Bewährung begann die sechsfache Mutter sich auf ihre eigene Schriftsteller-Karriere zu konzentrieren. In »Dieses Buch gehört dem König« artikulierte sie vormärzliche Forderungen; in den »Gesprächen mit Dämonen« rechnete sie mit gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten ab. Nur ihr großer Name und prominente Fürsprecher retteten sie vor polizeilicher Verfolgung. Dieses Damoklesschwert ließ sie dann Abstand vom Druck ihres spektakulären »Armenbuches« nehmen. Bettina von Arnim, die wechselweise in Wiepersdorf sowie Berlin lebte, sich im Alter mit den Werken der Frühsozialisten befasste sowie Karl Marx traf, starb 1859 in Berlin. Ihre letzte Ruhe fand sie in Wiepersdorf bei Jüterbog.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.

Mehr aus: