Mehr als Knast und Senf

Bautzen zwischen Kunst, Brot und Salz

  • André Micklitza
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Bautzen am Oberlauf der Spree ist älter als Berlin, Nürnberg und München. Die sorgsam gepflegte Altstadt mit vielen Baudenkmälern und aufregender Geschichte steht noch immer im Schatten von Dresden, aber nur hier finden sich die Originale.

Blick auf den Dom vom Hauptmarkt aus (l.). Schiefer Turm der Lausitz
Blick auf den Dom vom Hauptmarkt aus (l.). Schiefer Turm der Lausitz

Bautzen? Da denken viele als erstes an den berüchtigten Knast. Bei den Touristen erzeugt er gemischte Gefühle, schließlich wurden hier erst jüngst neue Betonmauern gegossen. Das »Gelbe Elend« schaffte es zu deutschlandweiter Bekanntheit. Weil hier die Nazis die Ikone der Arbeiterklasse, Ernst Thälmann, einkerkerten – das lernte bis 1989 jedes ostdeutsche Schulkind. Von politischen DDR-Häftlingen erfuhr man bis dahin nur im Flüsterton. Die Stasi verwahrte in der Haftanstalt Bautzen II viele Regimegegner, unter ihnen den Antifaschisten und Leiter des Aufbau Verlages Walter Janka sowie den Schriftsteller Erich Loest.

Eigentliches Markenzeichen der Stadt aber ist ihr Senf: Der Mittelscharfe wird noch immer nach dem Rezept des VEB Lebensmittelbetriebe Bautzen produziert. Zwischen Kap Arkona und Fichtelberg bringt er es auf fast siebzig Prozent Marktanteil! Deshalb stieg das Produkt selbst in Bautzen zur Touristenattraktion auf. In den...


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