Kirche will Mixas Unschuld beweisen

Augsburger Bischof nach Prügelvorwürfen weiter unter Druck / Tausende riefen Hotline an

  • Lesedauer: 2 Min.
Nach den Misshandlungsvorwürfen früherer Heimkinder wächst der Druck auf den Augsburger Bischof Walter Mixa. Der Diözesanrat im Bistum Augsburg forderte Aufklärung, um die Unschuld des Bischofs zu beweisen.

München (Agenturen/ND). Bischof Mixa müsse sein Amt ruhen lassen, bis die Vorwürfe gegen ihn von einer unabhängigen Kommission geklärt seien, forderte Grünen-Chefin Claudia Roth in einem Interview mit der Illustrierten »Bunte«. Für die Aufklärung sei der Staat zuständig, nicht die Kirche, hob Roth hervor. »Sollten die Vorwürfe gegen Mixa zutreffen, muss er zurücktreten. Denn dann hat er gelogen.«

In den vergangenen Wochen waren an mehreren katholischen Bildungsstätten Misshandlungen an Schülern bekannt geworden. Die Kirche steht nun wegen ihrer Aufarbeitung der teilweise Jahrzehnte zurückliegenden Fälle in der Kritik. Gegen Mixa waren Vorwürfe laut geworden, er habe Kinder und Jugendliche in seiner Obhut körperlich gezüchtigt. Der »Süddeutschen Zeitung« liegen eidesstattliche Erklärungen von sechs früheren Heimkindern vor. Sie werfen Mixa vor, er habe sie in den 70er und 80er Jahren während seiner Zeit als Pfarrer im Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef in Schrobenhausen misshandelt.

Der Diözesanrat im Bistum Augsburg hat eine Aufklärung der Misshandlungsvorwürfe gegen Mixa gefordert. »Ein Totschweigen oder Vertuschen in diesen Fällen nützt gar nichts«, sagte der Vorsitzende des Laiengremiums, Helmut Mangold, am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa. Er regte an, die vorliegenden eidesstattlichen Erklärungen der Opfer zu überprüfen. »Das ist auch wichtig, um die Unschuld des Bischofs zu beweisen«, sagte Mangold. Er könne sich die Vorwürfe gegen den Bischof nicht vorstellen. Der Priesterrats-Sprecher des Augsburger Bistums, Bernhard Ehler, sagte, seit den Prügel-Vorwürfen gegen den damaligen Schrobenhausener Stadtpfarrer Mixa liege ein »dunkler Schatten« über allem. Die Angelegenheit werde im Bistum heftig diskutiert. Es sei zu befürchten, dass eine juristische Aufklärung Schaden für alle Beteiligten mit sich bringen könnte.

Der Andrang bei der Hotline der katholischen Kirche für Missbrauchsopfer übertrifft die Erwartungen der Organisatoren deutlich: Vor der Osterpause seien von Dienstag bis Donnerstag vergangener Woche 13 293 Anrufversuche von 2670 Anschlüssen registriert worden, sagte ein Sprecher des Bistums Trier am Dienstag. Die Berater führten 394 Telefongespräche und berieten in 91 weiteren Fällen online. Die Schilderungen beträfen Missbrauch durch kirchliche Mitarbeiter, aber auch durch andere Menschen, sowie die Misshandlung in katholischen Heimen. »Mit einer derart großen Resonanz hätten wir nicht gerechnet«, sagte der Sprecher.

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