Der Fluch der Katyn-Lüge

Bis heute belastet sie die polnisch-russischen Beziehungen

  • Julian Bartosz, Wroclaw
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Der Fluch des Verschweigens von Verbrechen oder der Fälschung historischer Tatsachen lastet stets schwer auf folgenden Generationen. Aus »Schwarzen Löchern«, von denen kein Volk verschont blieb, starren unterdrückte Wahrheiten hervor und geistern in der Gegenwart herum. Für Polen waren das jahrzehntelang die Tabus in den polnisch-sowjetischen Beziehungen, ganz besonders die Katyn-Lüge.

Russlands Premier Wladimir Putin hat für den heutigen Mittwoch seinen polnischen Kollegen Donald Tusk zur Totenfeier auf den Soldatenfriedhof von Katyn eingeladen. Die beiden Regierungschefs werden jener über 20 000 polnischen Offiziere gedenken, die im Frühjahr 1940 in Katyn und anderen Orten von Angehörigen des NKWD (Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten) ermordet wurden. So hofft man die Last der Katyn-Lüge, die seit 1990 keine mehr ist, allmählich abzubauen.

Viele Polen fragen, was Putin auf dem Friedhof sagen wird und wie er es tut. Das Wichtigste wurde vor 20 Jahren publik: Im April 1990 gestand Michail Gorbatschow dem polnischen Präsidenten Wojciech Jaruzelski, dass die Ermordung polnischer Offiziere und anderer Angehöriger der polnischen Elite auf Befehl Stalins und seines Politbüros geschah. Gorbatschow hatte mit seiner Wahl zum Generalsekretär des ZK der KPdSU Zugang zu jener »Mappe Nr. 1«, die als strengstens zu hüten...


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