Sommerbäder kämpfen mit Frostfolgen

Nur drei Einrichtungen öffnen am 1. Mai / Winter hinterließ massive Schäden

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 3 Min.
Weckt noch keine Badelust – das Bad Seestraße.
Weckt noch keine Badelust – das Bad Seestraße.

3000 Besucher kamen übers Osterwochenende ins Strandband Wannsee, und die Abgehärtetsten sprangen sogar ins nur neun Grad kalte Nass. Die Sehnsucht der Berliner nach Sonne, Wärme und Badewasser ist nach dem langen Winter also groß. In den meisten Sommerbädern wird es in diesem Frühjahr aber wahrscheinlich etwas länger dauern, bis sie gestillt wird. Nur das Kreuzberger Prinzenbad und die Kombibäder Gropiusstadt und in der Weddinger Seestraße sollen zum 1. Mai öffnen, »die anderen 15 sukzessive«, so Klaus Lipinsky, Geschäftsführer der Berliner Bäder-Betriebe (BBB).

»Durch den langen Winter konnten wir erst spät mit der Saisonvorbereitung beginnen«, erklärt er. Zudem habe der Frost mehr Schaden als sonst angerichtet, tausende Quadratmeter Fliesen müssten erneuert werden. Lipinsky steht im Kinderbecken im Bad Seestraße und reißt demonstrativ die bröckligen Keramikteile vom Boden. Erst seit zwei Wochen gebe es keinen Frost mehr, so dass das Wasser abgelassen und begonnen werden konnte, die Schäden zu inspizieren. Im vergangenen Jahr kostete die Reparatur 800 000 Euro, diesmal rechnet Lipinsky mit bis zu einer Million Euro. »Genaueres wissen wir aber erst, wenn die Ausschreibung der Reparaturarbeiten abgeschlossen ist.« Auf jeden Fall kein Pappenstiel für die Bäder-Betriebe, obwohl in diesem Jahr der Landeszuschuss von 39 auf rund 44 Millionen Euro steigt.

Im großen Schwimmbecken an der Seestraße ist der Boden noch von schmutzig-braunen Wasser bedeckt. Gestern begann die Reinigung. Das Wasser wird über Winter praktisch als Frostschutz in den Becken belassen, um die Schäden an den Fliesen in Grenzen zu halten. »Aber diesmal war der Winter einfach stärker«, so der BBB-Bauchef Wolfgang Kaube. Das Wasser war bis zu 60 Zentimeter tief gefroren. Da halfen auch die 30 Zentimeter dicken Eissperren – mit Luft gefüllte Kunststoffpolster – nicht viel. Darunter drückte das Eis gegen die Beckenwände und zerstörte die Fliesen. Die werden jetzt mühsam per Klopftest überprüft. Klingt es hohl, müssen sie raus, da sich in den Hohlräumen Mikroorganismen bilden könnten. Scharfkantige Risse bilden zudem eine Verletzungsgefahr.

Zehn bis 20 Prozent der Fliesen müssen im Bad an der Seestraße gewechselt werden. Dass dies in der 25-jährigen Einrichtung schon öfter passiert ist, erkennt man an dem bunten Fliesen-Flicken-Teppich. Die azurblauen Originale werden immer weniger.

Es gibt auch dauerhaftere Alternativen zum gefliesten Becken: Edelstahlkonstruktionen oder die Auskleidung mit Folie. Erstere gibt es in sechs Berliner Bädern, aber sie ist teuer. Die zweite ist zwar billiger als die Keramik-Variante, aber vor zwölf Jahren hatten die Bäderbetriebe damit keine guten Erfahrungen gemacht. Jetzt soll das Folienmaterial beständiger sein, so dass die Bäderbetriebe im Kinderbecken an der Seestraße einen neuen Versuch starten – Ergebnisse nach dem nächsten Winter.

Da der Wannsee zum Glück nicht gefliest ist, kann dort im Strandbad nach dem Osterintermezzo ab 17. April wieder gebadet werden. Besonders lang müssen die Freunde des Sommerbads Neukölln warten, wo die Schäden sehr groß sind und das voraussichtlich erst am 1. Juni öffnet. Bei den Eintrittspreisen erwartet die Besucher keine kalte Dusche – sie bleiben gleich.

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