Der Schreibtisch im »Beitrittsgebiet«

Auch nach fast 20 Jahren Einheit sitzt die einstige Grenze mit am Tisch, wenn es um Geld geht

  • Peter Kirschey
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Ein Mann hatte seinen Schreibtisch im ehemaligen Westen Berlin. Nun bekommt er Arbeitslosengeld – nach Berechnungen, die für den einstigen Ostteil gelten. Und das sind 200 Euro weniger. Das Gebäude, in dem er arbeitete, liegt direkt auf dem einstigen Grenzstreifen.

Niemandsland – so werden Gebiete zwischen den Fronten bezeichnet, zwischen Staaten oder verfeindeten Lagern. Sie werden nicht genutzt oder besiedelt, sind scheinbar herrenlos. Auch in Berlin gab es zur Zeit des Kalten Krieges Niemandsland zwischen Ost und West. Und eine Grenzziehung, die bis zum heute Spuren hinterlässt. Der Grenzverlauf der Alliierten orientierte sich an den Stadtbezirksgrenzen, sorgte aber gelegentlich für kuriose Zuschnitte. Auch 20 Jahre nach dem Fall der Mauer existiert die Grenze noch. Nicht nur als schmaler, gepflasterter Streifen, der im Zickzack-Kurs auf den Straßen Berlins den einstigen Grenzverlauf markiert, sondern auch in Gesetzen und Verordnungen.

Eine besondere Rolle im Grenzverlauf spielte das Lenné-Dreieck auf der nördlichen Seite des Potsdamer Platzes. Einst beherbergte das Areal einen königlichen Exerzierplatz, wurde Schulgarten von kaiserlichen Gnaden, später entstanden hier repräsentative Vil...


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