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Köhler und die Kirchen

  • Ingolf Bossenz
  • Lesedauer: 1 Min.

Papst und Köhler machen Mut« lautete die Überschrift einer Agenturmeldung zum 2. Ökumenischen Kirchentag in München. Während das in Portugal weilende katholische Kirchenoberhaupt sich mit einem schriftlichen Grußwort begnügte, hatte sich das evangelische Staatsoberhaupt höchstselbst in die bayerische Landeshauptstadt begeben, um dort eine Begrüßungsrede zu halten. Auf einer religiösen Veranstaltung, wohlgemerkt, auch wenn in zahlreichen Medien der Eindruck vermittelt wird, die ganze Nation müsse daran teilhaben.

Damit dokumentierte der Bundespräsident, dass eine klare Trennung von Staat und Kirche in Deutschland nach wie vor nicht auf der Tagesordnung steht. Wie auch? Hat doch die Verstrickung von Politik und Religion über ein Netz von Staatskirchenverträgen und eine milliardenschwere Daueralimentierung der Großkirchen eine weltweit beispiellose Perfektion erlangt. Was sich bei der aktuellen Krise der katholischen Kirche als Falle erweist. Denn die moralische Legitimation, die sich der Staat von den Glaubenskonzernen erhofft, kann eine derart schuldbeladene Institution kaum noch leisten. Hinzu kommt der Umstand, dass der Staat selbst verzweifelt nach Wegen sucht, sein ramponiertes politisches und wirtschaftliches Renommee aufzupolieren. Was Köhler nach München trieb, war so vor allem der Wunsch nach Schadensbegrenzung. Mutig wäre es, endlich das Bündnis von »Thron und Altar« aufzukündigen.

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