Lied der Toten

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 5.0 Min.
Penelope und Odysseus Fotos: Matthias Horn
Penelope und Odysseus Fotos: Matthias Horn
Die Toten sitzen an der Bühnenseite auf Stühlen und schauen zu. Die Unterwelt trägt hier Unterhosen, mehr nicht. Die Toten singen, was Tote besser singen können als Lebende: Schubert-Lieder. Sie singen, als wären es Heimatlieder. Dissonant dieser Gesang, denn nur notgedrungen, durchs Sterben im Krieg, wurde man ein Chor.

Die Toten schauen auf einen blendend weißen Guckkasten: Odysseus kehrt heim aus den Schlachten, er hat grobe klumpige Stiefel an den Füßen, er wird in »seinem« Ithaka den sittenlosen Reformern begegnen, die auf Stelzen und in weißen Anzügen daherkommen, er wird der Unerkannte sein, der abgerissen Dahergelaufene, selber Strandgut an einem Strand, der den Blick freigibt auf das Ithaka, das klassisch war und nun modern ist: Schnee auf den fernen Bergen (Klimawandel), überall Schmutz, Müll, Unmoral. Odysseus, fremd bis ins königliche Schlafzimmer seiner Frau Penelope (Monika Bujinski) hinein, wird die Reformer töten, er ma...


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