Das Ende einer Welt

  • Irmtraud Gutschke
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.
Ein Diener in streng geschürter Livree flüsterte der Marchesa etwas ins Ohr, aber die setzte erst einmal ihr Cembalospiel fort. Erst danach wandte sie sich ruhig an ihre Gäste: Die Fundamente der Insel (die sie einige Kilometer südöstlich von Murano für ihren Palast hatte aufschütten lassen) lösten sich. »Ich glaube jedoch, daß es in unser aller Sinne ist, wenn wir mit der Musik fortfahren.« Auf dem Parkett bildeten sich schon kleine Pfützen, aber die vornehme Gesellschaft zeigte sich davon nicht beeindruckt. Nur der Ich-Erzähler ließ sich zu selbstsüchtiger Geschmacklosigkeit hinreißen. »Ich gehe«, sagte er leise und sah beim Zurückblicken, dass der Marchesa das Wasser schon bis zu den Knien stand. Kann man Cembalo spielen in solcher Lage?

»Das Ende einer Welt« heißt die Erzählung von Wolfgang Hildesheimer (1916-1991) , die in seinem 1952 ...


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