Herbe Schönheit

  • Hansdieter Grünfeld
  • Lesedauer: 1 Min.

Wenn heute Abend das Zodiak Trio seine neuste Produktion »Q-Train« vorstellt, dürften Jazzpuristen gleich nach den ersten Tönen verunsichert reagieren. Denn die Musik sprengt erfolgreich konventionelle Hörerlebnisse. Jazz und Rock brechen sich hart. Elegisch wabernde Melodiebögen, die eine Pseudo-Jazzrock-Synthese vorgaukeln wollen, bleiben ausgespart. Seit mehreren Jahren zusammenarbeitend, kennen sich die Musiker genau. Ihre musikalische Vielseitigkeit gebiert sich aus Disziplin und Erfahrung, ihre musikalische Eindringlichkeit aus dem gegenseitigen Respekt voreinander. Wird improvisiert, so geschieht dies in bewusst »differenzierter Einheit«, die als tragendes Fundament, keines Abrufes musikalischer Versatzstücke bedarf.

Die Schlagwerkakzentuierungen von Bernd Oezsevim kommen punktgenau und die »Vielsaitigkeit« des Gitarristen Andreas Wahl, der genial spielend auch E-Bass-Melodielinien einbringt, verdient ein Sonderlob. Abgesehen von swingenden Chorussen steht er auch noch bei der Satzarbeit als Melodiestimme zur Verfügung. Trompeter John-Dennis Renken schließlich bereichert seinen, in allen Lagen ausdrucksstarken Ton, fern jeder Effekthascherei, durch technische Tricks.

Ob fast gewalttätig dicht, oder lyrisch weit offen, die Musik des Zodiak Trios, gezeichnet von einer beglückend herben Schönheit, erfordert genaues Zuhören. Alle zehn Titel der Produktion »Q -Train«, erschienen bei der Berliner Schallplatten Gesellschaft Traumton, haben 5-Sterne-Status. Der Konzertbesuch ist daher zu empfehlen.

Konzert: Zodiak Trio, 23.05., 22.30 Uhr, A Trane, Pestalozzistr. 105, Berlin-Charlottenburg.

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