Empörung über Bhopal-Urteil

Indische Regierung nach Justiz-Farce um Schadensbegrenzung bemüht

  • Hilmar König
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Die Asiatische Menschenrechtskommission (AHRC) hat jetzt in einer Stellungnahme das skandalöse Bhopal-Urteil als Beweis für Indiens »versagendes Rechtssystem« scharf kritisiert. Auch die indische Regierung reagierte, indem sie umgehend ein bereits 2004 gebildetes Ministergremium wiederbelebte, um alle Aspekte der Giftgaskatastrophe von 1984 in Bhopal erneut zu untersuchen.

In der Nacht vom 2. auf den 3. Dezember 1984 waren in der Hauptstadt des mittelindischen Unionsstaates Madhya Pradesh mehr als 3000 Menschen durch ausströmendes Gas einer Chemiefabrik der Union Carbide India Limited (UCIL) qualvoll ums Leben gekommen. Der Betrieb war zu diesem Zeitpunkt eine Tochter des US-Konzerns Union Carbide, der inzwischen von Dow Chemical übernommen wurde. An den Folgen der weltweit größten Industriekatastrophe starben Tausende Menschen. Menschenrechtler beziffern inzwischen die Zahl der Toten auf rund 35 000 und der gesundheitlich schwer Geschädigten auf weit über 100 000. Am Montag hatte ein Gericht in Bhopal fast 26 Jahre nach dem Desaster acht indische Verantwortliche der UCIL für schuldig befunden. Wegen »fahrlässiger Tötung« erhielt jeder der Angeklagten zwei Jahre Freiheitsentzug auf Bewährung und eine symbolisch anmutende Geldstrafe. Die Verurteilten kamen unverzüglich gegen Kaution frei.

Bei der Urteilsve...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.