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Sieger der Physik-Olympiade

Das Frankfurter Gauss-Gymnasium zählt zu den Erben der DDR-Spezialschulen

  • Sophia-Caroline Kosel, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.

Der 18-jährige Franz schaffte es, den Darm einer Miniheuschrecke aufzuschneiden und verfehlte dennoch knapp die Reise zur Internationalen Biologie-Olympiade nach Südkorea. Der 15-jährige Andreas berechnete den Auftrieb von Segelflugzeugen und wurde wieder einmal Sieger der Physik-Landesolympiade. Der ebenfalls 15-jährige Richard bekam einen Sonderpreis bei »Jugend forscht«, weil er eine Methode fand, die Störgeräusche beim Telefonieren per Handy verhindert.

Die drei haben verschiedene wissenschaftliche Interessen, aber eine Gemeinsamkeit: sie lernen alle am Gauss-Gymnasium in Frankfurt (Oder). Die Lernstätte für Hochbegabte ist eines von rund zehn naturwissenschaftlichen Spezialgymnasien in den neuen Bundesländern. Alljährlich ragen etwa bei »Jugend forscht« Schüler aus dem Osten Deutschlands besonders heraus. Der Grund: Zwischen Ostsee und Erzgebirge waren zu DDR-Zeiten Spezialschulen eingerichtet worden, die es so im Westen kaum gibt. Unter den Nachwuchsforschern wiederum sind die aus Frankfurt (Oder) Spitze. Über 30 Bundesfinalteilnehmer kamen seit 1991 von der Oder – mehr als aus jedem anderen Ort.

490 Jungen und Mädchen lernen am Gauss-Gymnasium. Direktorin Rita Lange beschreibt, wie sie sich von vielen Altersgenossen unterscheiden: »Es sind Spitzenleute. Sie stellen viele Fragen, die einem als Lehrer manchmal unangenehm sind, weil man nicht sofort eine Antwort darauf findet. Und sie beschweren sich, wenn ein Lehrer ihnen nicht genug beibringt.«

Alle Gaussianer belegen im Gegensatz zu anderen Gymnasiasten bis zum Abitur drei naturwissenschaftliche Fächer, außerdem Zusatzkurse wie Informatik oder Astronomie. Zudem können sie außerhalb des normalen Unterrichts in gut ausgestatteten Laboren tüfteln, etwa für »Jugend forscht«, oder sich in schuleigenen Leistungszentren auf Olympiaden vorbereiten. »34 Wochenstunden wären Pflicht, 38 bis 40 Stunden sind hier üblich – und das freiwillig«, erklärt Lange.

Eine 1,0 als Durchschnitt auf dem Abiturzeugnis ist alles andere als selten, auch das Überspringen von Klassenstufen. Andreas etwa ist mit 15 Jahren schon Elftklässler. Er hat bereits sein Physik-Abitur in der Tasche. »Ich beschäftige mich in meiner Freizeit immer mit Physik und denke mir Aufgaben aus«, erzählt der schüchtern wirkende Junge und nennt auch sein Motiv. »Man kann mit der Physik viele Dinge erklären. Ich bin neugierig und will wissen, wie was funktioniert!«

Während er sagt, er habe sich für die Landesolympiade Physik nicht extra vorbereitet, wurden viele seiner Mitschüler wochenlang von den Olympiabeauftragten der Schule getrimmt. Dabei gehen sie weit über den normalen Lehrbuchstoff hinaus. Stolz berichten diese Lehrer, welche Früchte dies getragen hat.

»Wir haben in den vier Altersklassen drei Landessiege errungen, außerdem vier erste-, zwei zweite- und zwei dritte Preise«, berichtet Reiner Bohn, Landesbeauftragter für die Physikolympiade. Jedes Jahr strömt neuer wissbegieriger und hochbegabter Nachwuchs auf das Gymnasium. »Der Run auf unsere Schule wird immer größer«, erzählt die Direktorin. Die Schule, die vor einiger Zeit in ein größeres Gebäude umgezogen ist, stoße auch dort schon wieder an ihre Kapazitätsgrenze.

Doch von den Absolventen, von denen 90 Prozent studieren, profitieren Brandenburg und Deutschland nur teilweise. »Es bleibt kaum jemand hier. Die jungen Leute gehen als Wissenschaftler lieber nach Norwegen, Schottland oder in die USA«, weiß Frank Heinrich, Landesbeauftragter für die Biologie-Olympiade.

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